Zuerst wollte ich nur auf die Longlist, dann schaffte ich es sogar auf die Shortlist – und dann wollte ich eigentlich nur noch gewinnen. Denn so nah sind sich mein Manuskript von „Volle Distanz. Näher zu dir“ und ein möglicher Verlagsvertrag bislang noch nicht gekommen.
Am Freitag, den 20. Oktober 2017, stand ich auf der Bühne des 2. Wiener Book Slams. Und das, nachdem ich mich die ganze Woche mit Medikamenten vollgepumpt habe, um den grippalen Infekt so rasch wie möglich auszukurieren, um ja nicht auf der Bühne in der Mitte meines Textes aufgrund von Fieber zu kollabieren – vielen Dank an die Pharmaindustrie auf diesem Weg! Gleich vorweg: Ich habe nicht gewonnen. Aber doch war es für mich ein ganz besonderer, wunderbarer Abend.
Nachdem ich mich am Dienstag kränkelnd durch meine eigene Sponsion schwitzte, hat sich am Mittwoch Nadine von der txt-Werkstatt für mich Zeit genommen (unglaublich großes Dankeschön dafür!) und mir zahlreiche hilfreiche Tipps für mein Auftreten, meine Aussprache, meine Aufregung (und die zu erzielende Beruhigung) gegeben – schon da wurden die ausgesuchten Textstellen viel greifbarer und der Aufbau meiner zehnminütigen Präsentation weitaus runder. Am Donnerstag haben sich schließlich noch Regina (zu finden in der kommvorzone.com) und ich getroffen – meine Idee war es ja, die beiden Protagonisten, also Noah und Emily von einem Mann (mir!) und einer Frau zu lesen. Regina hat sich (fast) sofort bereit erklärt, trotz eigentlich Terminkollission, und in diesen drei Stunden sind wir Absatz für Absatz, Wort für Wort und Betonung für Betonung alles durchgegangen. Am Freitag reisten schließlich sogar meine Eltern aus Oberösterreich an – eine Premiere. Meine Mama kennt zwar bereits das Buch in ihrer allerersten Fassung und einige (von mir für sie ausgedruckte) Texte, mein Papa kannte hingegen bislang noch nichts Literarisches von mir. Also die perfekte Sache, um meine Aufregung auf die Spitze zu treiben.
Der große Abend
Ich habe mir eine Sache vorgenommen: Ich möchte auf der Bühne alles geben – alles danach ist eine Entscheidung der Jury, eine Portion Glück und einfach nicht mehr in meiner Hand. Aus den sechs FinalistInnen wurden schlussendlich aufgrund einer Absage fünf TeilnehmerInnen: Daniel Stroux, Katrin Laskowski, Bernadette Zederbauer, Philipp Brotz und eben ich. Als Nummer 3, nach Katrin, war(en) ich/wir schließlich an der Reihe.
Und es war schön. Es war richtig, richtig, richtig schön. Es hat zwar vielleicht nicht jede Pause so gut hingehauen, jede Betonung so perfekt gesessen wie noch am Vorabend geplant, aber es verlief einfach wunderbar. Und ich kann mich glücklich schätzen, mit Regina gelesen zu haben: Einerseits hat sie eine so schöne Stimme (als sie das erste Mal aus meinem Buch laut vorlas, hab ich mich durch sie auf eine ganz andere Art und Weise neu in mein eigenes Werk verliebt), andererseits strahlte sie zudem ein sehr schöne Ruhe aus, von der ich – voller Adrenalin, Aufregung und etwas Panik – etwas zehren konnte.
Danach gab es noch ein Feedback der Jury: Davor hatte ich ein bisschen Angst. Aber alle vier fanden unglaublich viel wunderbare Worte und Lob. Für die Idee mit dem Zug, für die Entwicklung der Charaktere – nur der Aufbau (die verwobenen chronologischen Noah-Kapitel und die antichronologischen Emily-Kapiteln sahen sie etwas als Überforderung für den „einfachen Leser“.
Gewonnen hat schließlich Philipp Brotz mit einer Mischung aus Thriller und auch etwas Liebesgeschichte. Auf sein Buch bin ich persönlich schon sehr gespannt, vor allem weil er auch privat einen sehr, sehr netten Eindruck gemacht hat.
Wie geht es jetzt weiter?
Aufgeben? Nein! Elmar Weixlbaumer, Verlagschef des Goldegg Verlags, hat es mehrfach betont: es sind fünf Bücher aus rund 180 Einsendungen übrig geblieben. Und das aus gutem Grund. Volle Distanz. Näher zu dir ist ein großartiges Manuskript und ich habe durch diesen Abend noch mehr Energie gesammelt, mich dahinter zu klemmen und weiter daran zu arbeiten, dass es in naher Zukunft schließlich doch in einer Buchhandlung landet. Außerdem hat es mich unglaublich gefreut, wie viele Freunde gekommen sind, um mich zu unterstützen – das bedeutet mir unglaublich viel. Und auch der Stolz meiner Eltern ist Balsam für meine Seele – jetzt wissen sowohl Mama als auch Papa wie viel Energie ich in meine literarische Karriere stecke und dass das auch beim Publikum wahnsinnig gut ankommt.
Wie gesagt: Der Abend war für mich persönlich ein wahnsinnig wichtiger und unglaublich schöner – an den ich mich noch lange zurückerinnern und von dem ich auch hoffentlich noch ewig zehren kann. Es sollen doch noch viel mehr Menschen die Liebe in vollen Zügen genießen!
Ein Book-Slam, was es nicht alles gibt. Klingt aber sehr spannend! Schade, dass du nicht gewonnen hast, aber du hast es gut zusammengefasst: Am Ende ist es wichtig, das man selber mit dem Ergebnis zufrieden ist und die Motivation nicht verloren geht!
Liebe Grüße,
Julie
https://juliesdresscode.de
super, dass es so gut geklappt hat und dir viel energie gegeben hat.