Der eine will betrauert werden und beschließt deshalb, regelmäßig zu sterben. Die andere ist dem Tod schon viel näher, hat aber noch so viel Leben und Wahnsinn in sich.
Harold geht gerne auf Begräbnisse. Er ist gerade einmal 20 Jahre alt, aber irgendetwas fasziniert ihn daran. Und seit er einmal beobachten konnte, wie seine Mutter reagierte, als sie erfuhr, dass er in einer Explosion ums Leben gekommen sei, versuchte er immer wieder, für sie zu sterben. Aber außer einer Therapie und der Warnung, dass er, wenn er so weitermache, bald zum Militär müsse, bekam Harold dafür nichts weiter.
Auf einem dieser Begräbnisse trifft er auf Maude, einer älteren Frau, die ihn anspricht und sich für ihn interessiert. Sie verbringen den restlichen Tag miteinander, freunden sich an, erleben verrückte Dinge und reden und reden und reden über Gott und die Welt. Über das Erwachsenwerden und Menschen, über die großen Träume und den Tod. Immer wieder überrascht Maude mit ihrem rebellischen Esprit, mit ihrer fast wahnsinnigen aber eindeutig liebenswerten Art.
Aber kann dieses Zweierteam, der junge Mann und die alte Frau, der Suizidvortäuscher und die Regeln-sind-da-um-gebrochen-zu-werden-Pensionistin, kann all das denn gut gehen?
Colin Higgins
geboren 1941 in Nouméa, Frankreich, gestorben 1988 in Los Angeles, USA
Higgins war vor allem als Drehbuchautor (u.a. eben Harold and Maude, Trans-Amerika-Express) und zusätzlich auch als Regisseur (u.a. Eine krumme Tour) aktiv. Weitere Veröffentlichungen sind nicht bekannt.
Dieses Buch habe ich zu Weihnachten (in der englischen Ausgabe) bekommen und es hat wieder einmal länger gedauert, bis ich es mir zu Gemüte geführt habe. Sprachlich nicht zu schwer geschrieben riss mich die Geschichte innerhalb kürzester Zeit vollkommen mit: Anfangs konnte ich zwar ich mit Harolds Aufständen und vorgetäuschten Suizidversuchen nicht viel anfangen, aber nach und nach verstand ich in welch grässlicher Welt dieser Freigeist hier gefangen war. Selbst Maude war mir anfänglich zwar schon sympathisch, aber doch fast zu verrückt. Auch da brauchte ich erst etwas, um zu verstehen, warum sie so agierte und was in ihrer Vergangenheit schon alles passiert war. Und obwohl es regelmäßig um Suizid und Begräbnisse geht, ist das Werk ein zutiefst lebensbejahendes Buch. Ein verrücktes Coming-of-Age-Buch der besonderen Art.
„It’s best not to be too moral. You cheat yourself out of too much life. Aim above morality.“
Harold and Maude hat mir natürlich schon immer etwas gesagt. Der Film wird regelmäßig als Klassiker genannt, aber worum es dabei ging, damit habe ich mich zuvor noch nicht beschäftigt. Das es in Wahrheit eine so verschrobene Geschichte mit verrücken Charakteren und viel Tiefsinn ist hat mich schlussendlich dann doch kalt erwischt. Sie reißt mit, überrascht und beinhaltet, wie ich im Nachhinein gelesen habe, so manche Info, die im Film nicht vorkommt. (Was aber nicht überraschend ist, weil das Buch nach dem Film und auf Basis des Drehbuches erschien.) Wer den Film kennt, sollte das Buch lesen. Und alle anderen natürlich auch.
Colin Higgins
Harold and Maude
Reclam Fremdsprachentexte
Preis: Taschenbuch 5,40 Euro, gebraucht ab 88ct, ebook 5,13 Euro (Info zu Partnerlinks)
152 Seiten
ISBN: 978-3-150-09122-7
Hey Dominik,
ich kannte Harold & Maude zuerst als Film und habe mich total verliebt in diese beiden verrückten, schrulligen Menschen. Danke, dass du mich mit deinem Beitrag daran erinnert hast!
Cheers & have a nice evening!
By the way: Ich habe schon die Hälfte geschafft und es gefällt mir! Möchte es anschließend gleich noch ein zweites Mal durchlesen. Falls du so viel Geduld hast…?
Viele Grüße,
Felicitas
Hey Felicitas,
ich suche seit November 2014 einen Verlag, ich habe eine (fast) nie enden wollende Geduld. 🙂 Freut mich, dass es dir gefällt! 🙂 Und schön, dass ich dich an Harold & Maude erinnern konnte.
Alles Liebe
Dominik
Oh krass, das ist wirklich geduldig! Ich habe glaub nach 10 (natürlich absolut erfolglosen) Monaten schon aufgegeben. Deswegen hast du meinen Respekt! 😉 Gib nicht auf, allein die Geschichte und die Erzählweise (einzeln) sind es wert, veröffentlicht zu werden. Meiner Meinung nach zumindest. So Verlage haben doch herzlich wenig Ahnung 😉