„Lass uns Liebe machen“, flüsterst du in mein Ohr, flüsterst es, als wäre das jetzt ein richtig kluger Satz, und nicht nur irgendeine leere Worthülse. Flüsterst es, als könnte man das wirklich machen: Lass – uns – Liebe – machen. Es klingt so, als hättest du das Rezept und ich die Zutaten. Und es fehlt uns jetzt nur noch eine Schüssel und etwas Zeit und dann hätten wir sie gemacht. Die Liebe.
Du nimmst mich an der Hand und wir gehen in Richtung Bett. Als ich kurz von deinen Lippen ablasse, damit ich dir das T-Shirt über den Kopf ziehen kann, ärgere ich mich um meine Gedanken. Du meinst es doch nur gut, weil du weißt, dass ich all diese Worte nicht mag. Ficken klingt so, als würde der Vorgang die Liebe vernichten (fast so, als könnte man das), es klingt so derbe, so unschön. Du nennst es für mich „Liebe machen“, weil du weißt, dass es Liebe ist Liebe sein soll, damit ich mich in Sicherheit wiegen kann.
Als wir nackt im Bett liegen und du mir durch meine Brusthaare streichst und ich dich an deinem Hals küsse, erkenne ich, dass meine Lieblingsbezeichnung zwar unromantisch, aber außerordentlich beschreibend ist. „Lass uns Beischlaf ausüben“, sage ich manchmal und du lachst und fragst mich immer mal wieder, wie man so etwas Schönes nur so bizarr bezeichnen kann. Aber das ist es wahrscheinlich. Weil es einfach nur die Tätigkeit beschreibt, mehr nicht. Nichts Romantisierendes, keine Utopie. Sondern einfach nur Beischlaf ausüben.
Zu dem Zeitpunkt, an dem du kommst, denke ich immer noch an deinen Satz und frage mich, ob man einen Streit auch so ankündigen sollte. „Komm, lass uns Liebe zerstören.“ Alles Schöne soll ruhig schön, alles Hässliche aber dafür genauso hässlich beschrieben werden. Es hört sich viel zu einfach an: Man nehme zwei Geschlechtsteile, spiele damit herum und über kurz oder lang ist es Liebe. Jetzt bin ich auch gekommen, etwas Schweiß steht auf meiner Stirn.
Wir liegen nebeneinander, die Finger deiner linken und meiner rechten Hand verketten sich und ich frage mich, warum ich mich heute all das frage. Wir haben heute in Wahrheit einfach nur Beischlaf ausgeübt. Der Sex war schön, natürlich, aber während ich mit einem Finger deine Handinnenseite streichle, erkenne ich, dass es definitiv nicht Liebe war.
Vielleicht sollten wir jetzt gleich noch einmal miteinander schlafen. Es noch einmal versuchen. Noch einmal versuchen, diese Liebe zu machen. Vielleicht klappt es ja diesmal. Fast so, als hättest du ein Rezept und ich die Zutaten. Fast so, als hätten wir es nicht schon Dutzende Male versucht.
das schmerzt.