Bald ist es soweit – es dauert nicht mehr lange. Dann wird es kommen, das Ende der Probezeit, der Ernst des Lebens und das Verschwinden der Leichtigkeit. Einmal noch wolle er es spüren, einmal noch, alles erleben, einmal noch sich selbst kennenlernen. Diese Chance bekommt er.
Es schnürt seine Kehle ein, wenn er daran denkt, wie anders die Menschen werden, wenn sie plötzlich dreißig sind. Als wäre da ein Umschaltknopf und aus den Träumern und Idioten werden die Rationalen. Dann, wenn es bereits zu spät ist, aus dem Schatten zu treten, weil man selbst bereits viel zu sehr Schatten geworden ist. Diese Generation verkommt in ihrer Unwichtigkeit, kommt da einfach um, und genau davor hat er Angst. Deshalb lässt er sich auch darauf ein.
„Nur wer sich langweilt, kann sich auch sehnen. Ein Leben, das nie aufschiebt, wird immer nur hecheln, nie frei atmen.“
Darauf, in den kommenden sieben Nächten noch ein letztes Mal das volle Leben auszukosten. Als einer, der jeder einzelnen der sieben Todsünden begegnet, sie umarmt, eins mit ihr werden will, nur für einen Nacht, aber immerhin. Das ist schon mehr, als viele in einem einzigen Leben hinter sich bringen.
Hochmut, Völlerei, Faulheit, Habgier, Neid, Wollust und Wut – Der namenlose Charakter jagt Nacht für Nacht durch Utopien, getrieben von der Hoffnung, die Lösung zu finden, getrieben von der Angst vor einer schlechteren Zukunft. Er will spüren, will fühlen, will verletzen und auch sich selbst verletzen. Will riskieren und will vergessen.
Simon Strauß
geboren 1988 in Berlin
Er lebt in Frankfurt, ist Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Sieben Nächte ist sein Erstlingswerk
Bildquelle: (c) Martin Walz
Herr Strauß sollte sich bei der ZEIT beschweren. Denn ihre Kritik des Buches ist derart überschwänglich, dass man in Wahrheit nur enttäuscht werden kann. Wer über ein Buch erzählt, dass es „das Buch der nächsten Generation werden kann“ und dabei genau meine Generation meint, dann erwarte ich Außergewöhnliches. Simon Strauß darf sich aber auch auf die Schulter klopfen: Denn die Enttäuschung ist nur eine recht kleine.
Schon lange nicht mehr habe ich in einem Buch so viele Absätze angestrichen. Weil in ihnen so viel Wahrheit liegt, weil ihre Formulierungen bislang nicht vorgebracht wurden, weil Strauß so klare Worte für Dinge findet, die mir selber schon oft auf der Zunge gelegen sind. Seine leidenschaftliche Wut, seine beklemmende Angst, die in unserer Generation nur zu gut spürbar ist. Strauß begeisterte mich mit seinen Beschreibungen der Umwelt, die fantasievoll zu sein scheint, aber mit den erlebten Todsünden nur allzu bekannt vorkommt.
In den Medien besprochen:
- Gib mir mein Herz zurück – ZEIT
- Nicht übermäßig an Realität interessiert – Spiegel Online
- Ein gewaltiges literarisches Debüt von Simon Strauß – Berliner Zeitung
- Keine Antworten – aber treffende Analysen – Deutschlandfunk Kultur
- Vulkan sein oder Aschenbecher – Der Tagesspiegel
In Blogs besprochen:
- Sieben Nächte, sieben Todsünden – literaturblog günter keil
- Simon Strauß: „Sieben Nächte“ – leseschatz
Doch wo liegen nun die Schwächen dieses Erstlingswerks? Vielleicht gibt es sie auch gar nicht, vielleicht nennt sich die Schwäche bloß Naivität. Weil ich mir irgendwie gewünscht habe, als Leser, als Teil dieser Generation, als Gleichaltriger endlich ein paar Antworten zu bekommen. Stattdessen liefert Strauß einen Spiegel für die Gesellschaft, für die Welt und auch für uns. Analysiert unser Scheitern, doch stets mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Auf eine Zeit des Sehnens, auf eine Zeit der Langeweile, auf eine Zeit des Neuanfangs, so ganz ohne Krieg.
„Niemand wünscht sich einen Krieg, aber die Chance des Neuanfangs, der Gründerzeit, der Wunderkinder, von der darf man doch träumen.“
Sieben Nächte schlägt ein. Ob es das Buch dieser Generation werden wird, wird sich erst zeigen. Aber es ist so etwas wie „Empört euch!“ von Stéphane Hessel – nur mit deutlich weniger Lebenserfahrung, dafür mit eindeutig mehr Aussage und Treffsicherheit. Wenn Strauß nur ein paar Menschen wachrüttelt, uns ein kleines bisschen aus der Lethargie befreit und uns zum Träumen befähigt, dann hat der junge Mann schon mehr erreicht als viele AutorInnen vor ihm. Lasst uns gemeinsam Antworten finden – oder unser Leben umdrehen, damit sich irgendwann die Fragen selber ändern.
Sieben Nächte
Simon Strauß
Aufbau Verlag/Blumenbar
Preis (Hardcover): 16,50 Euro in Österreich, 14,95 Euro in Deutschland, 23,90 sFr in der Schweiz
Preis (eBook): 11,99 Euro in Österreich und Deutschland, 15,50 sFr in der Schweiz
144 Seiten
ISBN: 978-3-351-05041-2
Leseprobe auf der Website des Aufbau Verlags
Transparenz: Mir wurde auf Anfrage ein kostenloses eBook-Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.
ich hab es mir auch gekauft, weil ich die rezension in der zeit gelesen hab. leider kam ich noch nicht zum lesen, bin aber schon sehr gespannt drauf.
Ich versprech dir: Nimm dir die Zeit – es liest sich gut und ist schnell ausgelesen.
Moin und vielen Dank für die nette Verlinkung zum Leseschatz.
Herzliche Grüße, Hauke Harder
Ich schleiche schon sehr lange um das Buch herum. Einerseits ist da die Hoffnung auf eine Antwort, aber andererseits auch die Angst davor. Was wenn ich mit der Antwort nicht zufrieden bin? Gibt es überhaupt EINE Antwort für all die unterschiedlichen Menschen, die halt das Alter und die Generation verbindet?
Liebe Grüße
Sabrina