Nullzeit • Juli Zeh

Glauben heißt nicht wissen wollen, was wahr ist. Und niemand in dieser Geschichte kennt die Wahrheit. So glaubt man zumindest. 

Nullzeit

Sven, vor einigen Jahren aus Deutschland ausgewandert und auf Lanzarote sesshaft und Tauchlehrer geworden. Jola, kurz für Jolanthe Augusta Sophie von der Pahlen, Schauspielerin auf der Suche nach der einen großen Rolle. Und Theo, der erfolglose Schriftsteller, der mit Jola auf die Insel gekommen ist, um bei Sven Unterricht zu nehmen. Das sind die Zutaten zu einer verwirrenden Geschichte am Meeresgrund.

Es geht um Macht und um Liebe, um Unterdrückung und die Ausübung der Macht, es geht darum, dass Jola offensichtlich an Theo einen Narren gefressen hat, und das obwohl er sie schlägt, mit Worten, Händen oder Möbilar. Es geht um Theo, das wandelnde Ekel, dass fast die ganze Geschichte lang die Rolle des Ekels übernommen hat und Sven, der wiederum an Jola einen Narren gefressen hat und sie vor Theo schützen will. Erzählt wird die Geschichte zu 90 Prozent von Sven. Jedoch auch zu 10 Prozent von Jola, mithilfe ihrer Tagebuchaufzeichnungen, die sie auf Lanzarote zurückgelassen hat. Und je weiter die Geschichte voran geht, desto mehr weichen auch die beiden Erzählungen ab. Wer ist denn nun verrückt? Sven, Jola, oder doch nur das Ekel Theo?

Julie_Zeh

Juli Zeh
geboren in 1974 in Bonn, Deutschland

Weitere Werke:

Zugegeben: Ich habe mich eine zeitlang wirklich durch dieses Buch durchkämpfen müssen. So richtig gepackt hat mich das Buch erst auf den letzten einhundert Seiten, als die Frage von Schuld und Unschuld, von Wahrheit und Lüge erstmals in vollem Ausmaß gestellt und – soviel sei verraten: – nie beantwortet wurde. Die Beschreibung der Atmosphäre ist Zeh wirklich gelungen. Doch manche der Charaktere sind vielleicht noch zu eindimensional gestaltet worden, um ihr Agieren und ihren Wahnsinn auch nur ansatzweise zu verstehen. Wobei – das muss man zugeben – man selbst schon fast wahnsinnig ist, weil man nicht weiß, was nun richtig und was falsch ist.

Man sollte doch meinen, Erklärungen seien unser wohlverdienter Lohn dafür, dass wir das Vergehen der Zeit ertragen. Wir haben einen Anspruch darauf. Wir werden verrückt, wenn wir sie nicht bekommen..

Nullzeit ist ein anfangs wenig mitreißender, aber später umso spannenderer Thriller. Wer damit leben kann, am Ende der Lektüre vollkommen verwirrt zu sein, dem sei das Buch ans Herz gelegt.

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Juli Zeh

Nullzeit

btb

Preis: 19,95 Euro (Hardcover), 9,95 Euro (Taschenbuch), 10,99 Euro (eBook) (Info zu Partnerlinks)
255 Seiten

Autorenbild: „Julie Zeh“ von Mariusz Kubik, http://www.mariuszkubik.pl – own work, http://commons.wikimedia.org/wiki/User:Kmarius. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

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