Manchmal schmerzt sie ganz besonders, die Vergangenheit. Wenn einen die Realität einholt, und bereits zerstörte Luftschlösser noch einmal in Brand steckt. Aber so ist das nun mal mit der Liebe. Liebe und Vergangenheit sind nämlich ein gar abscheuliches Paar. Und sie denken nicht daran, aufzugeben. Zündeln weiter, ohne Respekt vor der Gegenwart. Und lassen einen hilflos zurück. Voller Gedanken, Schmerz und Trauer.
Nicht, weil die Vergangenheit so uneinholbar vergangen ist, nein. Sondern weil sie plötzlich in einem anderen Licht erstrahlt. Etwas gedimmt, beinahe düster wirkt es nun. Und nichts mehr mit „erster großer Liebe“, nichts mehr mit für immer und ewig, bitteschön. Wir waren nichts weiter als dumme, verliebte Kinder. Mit Träumen, die wir beide nicht wahrhaben wollten, ohne Mut und Hoffnung. Wir sagten uns Worte, die es nicht wert waren und haben irgendwann wieder voneinander abgelassen. Wir wussten so wenig, findest du nicht? Wussten nicht wohin mit unserer Liebe, haben uns in ihr verloren, oder zumindest in den Gedanken an sie.
Wir haben das getan, was von uns verlangt wurde. Haben uns geküsst, weil damit alles beginnen muss. Haben miteinander Eis gegessen, haben getanzt, haben geschwiegen. Haben uns mehr und mehr angenähert, und uns gleichzeitig auch entfernt voneinander. Je näher wir uns kamen, desto mehr trennten sich unsere Wege. Wir haben uns unsere Liebe gestanden, haben uns im Streit zum ersten Mal „Ich liebe dich!“ an den Kopf geworfen und waren in Wahrheit nur schlechte Schauspieler, die sich tagein, tagaus auf ein noch beschisseneres Drehbuch stürzten, um die Liebe Stück für Stück besser zu verstehen und sie in Wahrheit doch nur während des Spielens zugleich wieder zu verlernen. Und das Traurige ist: Jeder hätte unsere Rollen spielen können. Vielleicht sogar besser als wir.
Wie gerne würde ich dem Ich von damals das Wissen von heute geben. Oder ihn damit beeindrucken, wie sehr auch noch heute all zu oft die Unwissenheit überwiegt. Würde ihn ohrfeigen, für schlecht gespielte Szenen und ihn auf Knien bitten, vielleicht ein verdammtes Mal – und wenn es auch nur ein kleines bisschen ist – vom öden Skript abzuweichen. Um aus verliebten Kindern vielleicht etwas mehr hätte werden zu lassen. Doch die Realität holt mich ein, die Gegenwart kehrt zurück. Und mit ihr die Gedanken, der Schmerz und die Trauer. Gut gemacht, verdammt.
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