I
Du?
Mhm?
Du. Weißt du, manchmal-.
Hm?
Manchmal, da spüre ich mein Herz nicht mehr.
Wie?
Als würde es einfach aufhören. Zu schlagen. Und mich ganz allein hier zurücklassen.
Oh … aber-.
Wirklich. Hier. Fühl‘ mal.
…
…
Nichts.
Eben.
II
Manchmal, da wünsche ich mir, mein Herz würde nicht mehr schlagen.
Was?!
Würde einfach aufhören und alles wäre vorbei.
Ach komm schon. Nein!
Und ich würde noch einmal die Augen aufreißen, ein letztes Mal und würde den finalen Herzschlag mit voller Intensität spüren. Und dann hört es auf. Für immer.
Sag‘ sowas nicht. Bitte!
Tut mir Leid. Aber … denkst die nicht auch manchmal daran?
Ans Sterben? Nein.
Echt?
Nein. Also … nicht so.
III
Du?
Ja?
Halt mich. Bitte.
Was ist los?
Nein, frag‘ nicht. Halt mich einfach nur. Stell dich hinter mich.
Mhm.
Und leg deine Arme um meinen Bauch. Und deinen Kopf auf meine Schulter.
Ist es gut so?
Ja. Und jetzt lass‘ uns versinken, bitte. In diese Stille hier.
…
…
…
…
…
Mein Herz hat gerade eben wieder aufgehört.
IV
Geht es jetzt wieder?
Hm?
Spürst du dein Herz wieder?
Hm.
Du weinst ja. Komm‘. Dreh dich um. Schau mich an.
…
…
…
Wofür war das?
Ich -.
Hm?
Ich wollte probieren, ob dein Herz dadurch wieder zu schlagen beginnt. Und?
Fühl‘ mal.
Dachte ich es mir doch.
V
Ich möchte anders sterben.
Hm?
Anders. Nicht einfach mit dem Ende des Herzschlags.
Und wie sonst?
Ich möchte fallen.
Fallen?
Ja. Ich möchte eine tiefe Schlucht hinunter stürzen. Ich glaube, erst wenn niemand mehr da ist, um einen aufzufangen, ist es die richtige Zeit, um zu sterben. Und dann genießt man die Sekunden bis zum Aufprall und dann ist es vorbei.
Hm. Okay. Aber-.
Aber?
Aber du brauchst keine Angst haben. Ich werde dich immer halten, ich fange dich auf. Du brauchst keine Angst zu haben.
Ich hab ja keine Angst.
Ich werde da sein. Für immer.
Aber nein. Sag‘ das nicht.
Warum denn?
Du weißt doch, wie sehr ich die Ewigkeit hasse.
Dieser Text wurde am 27. Juli 2009 das erste Mal auf meinem alten Blog veröffentlicht. Seit ein paar Tagen schwebt er mir wieder in meinem Kopf herum. Gerade komme ich nicht zum Schreiben, finde genügend Ausreden es nicht zu tun, obwohl es mir vermutlich so gut tun würde. Aber dieser Text hat jetzt wieder ein paar Inspirationssamen in meinem Kopf gesät … mögen sie gedeihen Für diese Version habe ich ihn minimal überarbeitet, etwas geschliffen und abgerundet, aber im Grunde alles so beibehalten wie ich es vor 13 Jahren erdacht habe.