„Ich möchte ein Held sein.“
– „Willst du dir ein Cape kaufen?“ Du lachst.
„Nein, das mein ich nicht. Ich möchte etwas schaffen, möchte etwas Einzigartiges kreieren …“
– „Und was hindert dich daran?“
„… und vor allem mich selbst damit überraschen.“
– „Okay, aber was hindert dich denn nun daran?“
„Meine Angst.“
– „Wovor denn?“
„Zu Scheitern…“
– „Aber das gehört doch dazu. Scheitern ist ein Teil des Lebens. Und das ist ja nicht weiter schlimm.“
„… und zu Erkennen, dass ich etwas nicht schaffe. Dass vielleicht meine ganze bisherige Lebensplanung, falls man sie überhaupt so nennen kann, auf einem Irrglauben aufgebaut wurde. Dass meine eigene Überraschung in ein Debakel ausartet.“
– „Aber Angst ist doch immer da. Und dagegen musst du ankämpfen.“
„Und wenn sie mich erdrückt?“
– „Aber wäre es nicht schrecklich, wenn du nicht zum Helden werden würdest. Wenn du scheitern würdest, nur weil du Angst davor hast, zu scheitern?“
„Mhm. Aber so bin ich eben.“
– „Das stimmt doch nicht…“
„Die Angst bestimmt mein Leben. Aus Angst entstehen Zweifel und die Zweifel fressen sich in mein Gehirn. In jede Pore meines Körpers. Da kann ich auch noch so überzeugt sein von einer Sache, die Zweifel sind trotzdem da.“
– „An dir musst du nicht zweifeln. Glaube mir, ich kenne dich lange genug. Du schaffst es. Egal, was du anpackst. Außer vielleicht handwerkliche Sachen.“ Du lachst. Schon wieder.
„Aber gerade an mir sehe ich doch all die Bestätigung für meine Zweifel. Wenn ich an Punkte komme, die ich mir anders vorgestellt, anders gedacht, anders geplant hatte. Wenn all die Wege, die ich beschreiten wollte, nur mit Hürden, mit riesig großen Stolpersteinen verstellt sind. Dann zweifle ich an mir. Zweifle daran, ob ich es überhaupt schaffe, irgendetwas zu schaffen.“
– „Aber willst du alles problemlos schaffen? So ganz ohne Widerstand. So ganz ohne Stolperstein? Das ist ja gar nicht dein Stil.“
„Es würde alles so viel einfacher machen.“
– „Einfach ist es nie. Nur in ganz seltenen Fällen. Und einfach ist ja auch langweilig. Du bist ja ein Kämpfer, stellst dich gegen den Wind. Und ein Held sucht sich auch nicht immer nur die Gegner aus, die zwei Köpfe kleiner sind als er.“
„Mhm.“
– „Es wird nicht einfach werden. Es wird vielleicht auch nicht schnell gehen. Aber wenn du selbst daran glaubst, trotz oder eben gerade wegen deine Zweifel, wenn du dir zutraust, es zu schaffen, trotz der Angst, die dein Leben bestimmt. Wenn du dem Zweifelnden, dem Mutlosen, dem Angsthasen deine Heldversion gegenüber stellst. Zum Helden wird man nicht. Held ist man.“
Ich lache. Wieder einmal.
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