zwanzigzwanzig.

Für dieses Jahr hatte ich unglaublich große Pläne. Die ersten Wochen und Monate war ich gerade dabei, sie zu planen, auszuformen, alles für den Rest des Jahres bereitzulegen, damit ich und das Jahr beginnen können, die beste Zeit meines Lebens miteinander zu verbringen.

In diesem Jahr war ich einsam; einsam, wenn ich mich 22 Stunden ausschließlich drinnen aufgehalten habe und dann zwei Stunden draußen in der Dunkelheit spazierte, jeden Tag zehntausend Schritte sammelte und dabei beim Erkennen einer anderen Person die Straßenseite wechselte. Ich war einsam, weil die einzige Stimme in meiner Wohnung, die nicht die meine war, immer nur Alexa gehörte.

In diesem Jahr wollte ich finden, leider erfolglos. Aber wenigstens habe ich es mit der Suche seit Ewigkeiten wieder Ernst genommen. Habe meinen Kopf mehrmals verloren, habe mein Herz zu rasch serviert. Aber selbst das fühlte sich gut an, weil ich dafür manchmal auch glücklich mit mir gewesen sein muss.

In diesem Jahr habe ich Vorsätze gebrochen und welche gehalten, habe Ziele aus den Augen verloren und bin in alte Muster zurückgefallen. Ich ärgere mich darüber, manchmal hasse ich mich auch dafür, aber in Wahrheit bin ich froh, das mir in diesem Jahr nichts Schlimmeres passiert ist.

Denn in diesem Jahr habe ich wohl zum ersten Mal seit langem gemerkt, wie wichtig mir die Menschen sind. Jemanden zum Reden zu haben, jemanden zum Lachen, einen ganzen halben Tag lang. Sie alle haben mich durch die Zeit getragen, haben mich aufgebaut, als es gerade wieder sehr düster ausschaute. Dieses Jahr war eine tiefergehende Depression, und die depressive Dunkelheit hat uns wohl alle manchmal gestreift.

Denn dieses Jahr war beschissen, es war traurig und es hat mir Angst gemacht. Hoffnungslosigkeit war ein Teil davon und Ratlosigkeit und Sprachlosigkeit. Doch es ist fast vorbei.

Weil jeder kleine Jahreswechsel für etwas Hoffnung mit sich bringt. Achtzehn kurze Tage noch müssen wir diese Dunkelheit ertragen. Achtzehn lange Nächte noch, bis sich die Ziele wieder auf Null setzen und jeder wieder mit zwei Extraleben am Start steht.

Vierhundertdreiundzwanzig Stunden, bis die Talsohle erreicht ist. Und es einfach wieder aufwärts gehen muss. (Lasst mir diese Naivität, bitte. Lasst sie mir.)

One thought on “zwanzigzwanzig.

  1. Hach Dominik, ich fühl die Schwere regelrecht. Gut, dass selbst das beschissente Jahr irgendwann endet. Und irgendwann wird alles wieder gut. Das weiß ich. Vielleicht nicht am 1.1.2021. Aber irgendwann danach. „Irgendwann“ ist ein blödes Wort, ich weiß, aber es ist so.
    Und nicht alles an 2020 war schlecht. Es hat viele wichtige Erkenntnisse und auch immer noch einige tolle Erlebnisse mit sich gebracht.
    Liebe Grüße
    Felicitas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert