Im Rahmen meines Studiums habe ich in den vergangenen Monaten ein paar Radiobeiträge gemacht. Unter anderem einen mit dem Titel „Schöne neue Buchwelt?!“ – über die Vor- und Nachteile von Verlagsveröffentlichungen und Self-Publishing.
Dafür habe ich mich mit zwei Autorinnen unterhalten:
- Cornelia Travnicek, Autorin von Chucks und Junge Hunde
- Elisabeth Schönherr, Autorin von Tod im Teehaus und Bilder lügen nicht
Aus den sehr interessanten Gesprächen wurde dann ein knapp viereinhalb Minuten langer Beitrag, welcher Anfang Dezember 2015 auf NJOY Radio 91.3 gesendet wurde.
Der Radiobeitrag im Textformat:
Anmoderation: Viele Menschen haben heutzutage den Traum, einen eigenen Roman zu schreiben. Doch hat man dies erst einmal geschafft, steht man vor der nächsten großen Hürde. Soll man sich wirklich die Mühe machen und nach einem passenden Verlag suchen? Oder wäre es nicht klüger, alles auf eigenes Kommando durchzuziehen? Das so genannte Selfpublishing erfreut sich immer stärkerer Beliebtheit. Aber warum ist das so? Dominik Leitner hat mit zwei Autorinnen über ihren Zugang gesprochen.
OT 1 (Cornelia– 5 Sek) „Ich bin ja grundsätzlich ein fauler Mensch, was die arbeitsintensiven Dinge rund um Literatur angeht.
MOD: So reagierte Cornelia Travnicek auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, ein Buch im Self-Publishing herauszubringen. Frau Travnicek ist eine erfolgreiche junge Autorin aus Österreich. Ihre beiden Bücher, „Chucks“ und zuletzt „Junge Hunde“ erschienen unter dem Schirm der großen deutschen Verlagsgruppe Random House. Sie ist sozusagen wohlbehütet in einem Verlag aufgehoben.
Elisabeth Schönherrs erstes Buch, „Tod im Teehaus“ ist auch in einem Verlag erschienen. Doch für das im Oktober erschienene „Bilder lügen nicht“ wählte sie erstmals den Weg des Selfpublishings. Für sie hatte das gute Gründe:
OT 2 (Elisabeth – 14 Sek) „Vor allem war es eigentlich das: Ich habe den Vertrag unterschrieben, war ziemlich Grün hinter den Ohren und habe eigentlich auch gemerkt, dass ich die Nutzungsrechte wirklich abgegeben habe und nicht mehr viel zu sagen habe, was das Buch betrifft.“
MOD: Elisabeth hat sich deshalb für Tredition entschieden, einen deutschen Anbieter für Self-Publishing. 2006 haben dort über 5.000 Autoren rund 38.000 Bücher veröffentlicht. Bevor sie die Auswahl getroffen hat, hat sie sich informiert:
OT 3 (Elisabeth – 20 Sek) „Es gibt ja, zwei, eigentlich drei Anbieter, die besonders beliebt sind: nämlich BOD, Book on Demand, und Amazon CreateSpace und eben Tredition. Hab ich dann gewählt, weil mir das empfohlen wurde, weil ich auch im Buchhandel irgendwie zur Kenntnis genommen werden will.“
MOD: Was aber viele Interessierte oft nicht wissen ist die Tatsache, dass das professionelle Selbstpublizieren stets auch mit Kosten verbunden ist. Und diese liegen meist im vierstelligen Bereich, wie Cornelia Travnicek erzählt. .
OT 4 (Cornelia – 30 Sek) „Da gibt es jede Menge Kosten, die den Leuten vornherein nicht klar sind. Ich könnte nie ein unlektoriertes Manuskript herausgeben. Lektorat, Korrektorat, das ist essentiell, da muss man Geld vorstrecken. Man muss gewisse Marketingmaßnahmen treffen … ein Cover entwerfen lassen, wenn man selber kein großartiger Grafikdesigner ist, dann sollt man das besser auch unterlassen. Das sind lauter Jobs, die irgendwo mitlaufen, die auch finanziert werden wollen und die viele Leute einfach übersehen, wenn sie sagen: Der Verlag nimmt ja so und so viel.“
MOD: Dabei macht es einen Unterschied, ob man bei einem großen deutschen oder einem kleinen österreichischen Verlag unter Vertrag steht. Denn Elisabeth Schönherr sieht sich nun sogar besser zu funktionieren.
OT 5 (Elisabeth– 13 Sek) „Wobei ich, was Marketing betrifft, beim Verlag, keine, wenig Background gehabt habe, also wenig Hilfe und da kann es eigentlich aus meiner Sicht nur besser werden.“
MOD: Dass Korrektorat und Lektorat unglaublich wichtig sind, sollte kein angehender Autor vergessen: Da kann die Idee, die Geschichte, noch so gut sein, für viele Menschen bedeutet der vierte Rechtschreib- oder Grammatikfehler, dass man das Buch weglegt. Und sich vielleicht öffentlich darüber ärgert.
OT 6 (Elisabeth – 19 Sek) „Den schlimmsten Fehler den sicher machen kann, ist, Bücher, die unausgereift sind und nicht gut lektoriert sind oder wo sogar Komma- oder andere Fehler, Grammatik- oder Rechtschreibfehler drinnen sind, das zu veröffentlichen. Weil da wird man beinhart abgestraft, im Internet, von den Rezensenten.“
MOD: Interessanterweise schlägt die Selfpublishing-Autorin auf die Frage nach Tipps für junge Schriftsteller vor, es zuerst bei einem Verlag zu wagen. Eine wichtige Schule, wie Frau Schönherr meint.
OT 9 (Elisabeth – 13 Sek) „Ich glaube, für einen absoluten Newcomer ist es vielleicht besser, wenn er einmal die Verlagsschule durchmacht, damit er weiß, wie das läuft bei den Verlagen. Und dann mit diesem Wissen ins Selfpublishing gehen kann.“
MOD: Auch wenn im Selfpublishing zahlreiche Aufgaben auf einen selbst zurückfallen, soll einen das nicht entmutigen. Elisabeth Schönherr sagt sogar, dass sie es genossen hat, in die Entstehung ihres Buches derart involviert gewesen zu sein.
OT 10 (Elisabeth – 14 sek): „Ich habe das nicht bereut, vor allem, weil ich ja sehr viel selber gemacht hab. Auch im kreativen Prozess Covergestaltung und Buchsatz. Hab dabei auch viel gelernt, hab mit einem Grafiker zusammengearbeitet und ich habe im Lektorat auch viel mehr Freiheiten gehabt und ich glaube, dass das Buch jetzt eine Qualität hat, die es wahrscheinlich im Verlag nicht gehabt hätte.“
MOD: Wer sein Buch bei einem Verlag unterbringen will, , dem sei ans Herz gelegt: Literaturagenturen einzuschalten, die mit Verlagen direkt in Verbindung treten. Cornelia Travnicek hatte mit der Fertigstellung des Manuskriptes ihres Debütroman „Chucks“ nicht nur Talent, sondern auch ein glückliches Händchen bewiesen.
OT 11 (Cornelia – 24 Sek) „Wie ich mit dem Manuskript zu Chucks fertig war, so, hab ich mir gedacht: Moment, du hast jetzt einmal was anderes gemacht. Das war jetzt ein bisserl größer. Da hab ich mir gedacht, da muss ich jetzt Mut haben und versuchen, das besser unterzubringen. Und hab mir dann ganz aktiv diese Agentur ausgesucht, hab sie angeschrieben und das Glück gehabt, dass ich genau von dieser Agentur genommen worden bin. Und die haben dann halt innerhalb von einem halben Jahr das Manuskript erfolgreich vermittelt und das war eigentlich ein sehr schöner, erfolgreicher Weg.“