„Weißt du, was am meisten weh tut?“, sagt er, mehr zu sich selbst als zu ihr, weil mit ihr zu reden schon viel zu viel Kraft erfordert und viel zu viel Schmerz hervorruft. Sie schweigt und schüttelt den Kopf. „Dass wir nicht alles gegeben haben.“ – ‚Dass wir aufgegeben haben‘, fügt er in Gedanken noch hinzu.
Verlieren ist so verdammt einfach, zerstören eine Sache von wenigen Sekunden, aber um selbst nicht in abertausende Einzelteile zu zerspringen, muss man sich andauernd konzentrieren. Selbst wenn der Kopf und das Herz so vieles wollen, eine Hilfe dabei sind sie nicht wirklich. Sie verstehen nicht und sind damit nicht allein. Der Magen fühlt sich schon seit Tagen irgendwie kaputt an, die Nächte sind weniger traum- als gedankenschwer.
Wie soll man sich denn fühlen? Wie fühlt man denn richtig? Er hat in den vergangenen Tagen all diese Fähigkeiten verloren, fühlt sich dumpf und doch irgendwie stets den Tränen nahe. Nicht wirklich fähig, mit dieser verdammten Realität auch nur ansatzweise umzugehen. Kann man denn je genug geben? Kann man etwas erreichen, was jahrelang unerreicht blieb? Kann man? Wobei die allererste Frage sein muss: Will man? Und wenn man bereits darauf ein Nein als Antwort bekommt, fühlt es sich wie hundert Faustschläge in seinen Magen an. Als wolle sie ihn zertrümmern. Nicht absichtlich, aber so nebenbei.
Aber neben all dem ihn umschwirrenden Schmerz gibt es immer noch die Steigerung. Diesen verdammten Schmerz, der einem bewusst macht, dass die beiden einfach nicht alles gegeben haben. Und genau das wird wohl auch am längsten weh tun. Vielleicht sollte er sich daran gewöhnen.
Bildquelle: DeathtotheStockPhoto / Lizenz (in Plain English)
Das ist ein wunderbarer Text geworden.
Liken ist schwierig, aber schön zu lesen bei aller Dramatik doch…