Hailey stirbt bei einem Flugzeugabsturz und hinterlässt nicht nur ihren Sohn Russ, sondern auch Doug, ihren Ehemann. Ein Buch über den Weg zurück.
Ich hatte eine Frau. Ihr Name war Hailey. Ich habe sie verloren – und mich dazu. Doug Parker ist in einem tiefen Loch drinnen, er arbeitet nur wenig, trinkt viel und leidet. Er leidet, um Hailey zu spüren, um sie nicht zu vergessen, obwohl das in Wahrheit nicht möglich ist. Einmal im Monat schreibt er eine Kolumne in einer Zeitschrift, über genau das. Über sein Leben nach diesem Einschnitt, über Trauer, über Wut. Und obwohl er damit sehr erfolgreich ist und ihm Buchverträge angeboten werden, lehnt er ab. Das ist es nicht, was er will. Was er will ist Hailey und das geht nicht. Dafür bekommt er Russ, seinen Stiefsohn, ein Junge in der Pubertät, und ein Junge in Trauer. Das Leben überschlägt sich immer und immer wieder und irgendwann wird Doug von seiner Zwillingsschwester Claire zum Wiederauftauchen beinahe gezwungen wird. Indem er einfach mal wieder „Ja.“ sagt.
Jonathan Tropper
geboren in 1970 in New York City, USA
Weitere Werke:
- Sieben verdammt lange Tage
- Der Sound meines Lebens
Zugegeben: Als ich in einer Amazon-Rezension las, dass es sich bei dem Buch um „Eine Art „P.S. I love you“ aus der Männerperspektive“ handeln würde, hatte ich Zweifel. Aber Tropper erzählt keine kitschige Geschichte. Er beschreibt einzelne Phasen der Trauer sehr authentisch, manchmal natürlich übertrieben, aber zumindest oft nachvollziehbar. Dass alle Protagonisten auf irgendeine Art und Weise etwas schräg sind, macht sie umso sympathischer. Dougs Einstellung, grundsätzlich alles, die Welt und vor allem sich selbst zu verneinen, beginnt anfangs mitunter zu nerven, doch irgendwann erkennt man das Loch, in dem er es sich gemütlich gemacht hat. Man erkennt seine Trauer.
Trauergeschichten sind ja so ein Ding. Die Geschichte von Doug, Russ, Claire, Hailey, Pooh, Doug’s Vater, Steven, Brooke und all den anderen vereint sehr viele interessante Leben, die man zu einem gewissen Teil alle irgendwie kennt. Die Frau, die schwanger ist, aber keine Liebe mehr von ihrem Mann verspürt. Der Junge, der sich in der Schule bemerkbar macht, damit er die Aufmerksamkeit zuhause bekommt. Brooke, die etwas verrückte Schulpsychologin, die von Anfang an sympathisch ist.
Dougs Geschichte ist berührend, aufwühlend, manchmal richtig lustig, manchmal todtraurig. Ich habe zwar „P.S. I love you“ nicht gelesen, kann mir aber (nach dem, was ich über das Buch gehört habe) nur schwer große Ähnlichkeiten vorstellen, außer natürlich die Thematik.
„Ich möchte einfach nur, dass es nicht mehr weh tut, verstehst du? Ich möchte wieder atmen können. Ich bin es leid, schon beim Einschlafen Angst vor dem Aufwachen haben zu müssen. Gleichzeitig habe ich Angst davor, dass es irgendwann tatsächlich nicht mehr weh tun wird, weil das dann bedeutet, dass ich wieder lebe und sie für immer verloren habe.“
Und so war „Mein fast perfektes Leben“ ein Glücks-eBook-Kauf. Die Kurzbeschreibung gefiel und dann hat mich schließlich auch das Buch überzeugt. Wer kein vor Pathos triefendes Werk über Trauer lesen will, ist hier richtig. Schöne Worte und schräge Figuren machen aus der traurigen Geschichte ein nettes Buch für zwischendurch.
Jonathan Tropper
Mein fast perfektes Leben
Knaur
Preis 9,30 Euro (Taschenbuch), 8,54 Euro (eBook) (Info zu Partnerlinks)
416 Seiten