Mein Herz klopft jedes Mal im Ohr, wenn mich eine Gruppe Touristen fragt, ob ich ein Foto von ihnen machen kann. Natürlich kann ich das, wer kann das bitteschön nicht? Aber trotzdem werden meine Handlungen bestimmt sein von der Angst, dass all die vielen Bilder, die ich schnell nacheinander von der Gruppe schieße, vollkommen unscharf sind, der Fokus auf der Straßenlaterne im Hintergrund ist, jeweils eine andere Person der Gruppe je Foto gähnt, also … dass es meine alleinige Schuld ist, ihre Erinnerung nicht richtig festgehalten zu haben. Jahrzehnte später werden sie sich noch an den blonden Typen erinnern, der so professionell das Smartphone entgegen nahm, nur um dann jeder Erinnerung unwürdige Fotos zu schießen. Sie werden mich verfluchen, werden sich beim nächsten Besuch in meiner Stadt nach mir umsehen, auf mich warten, um dann, ja, dann ganz bewusst, vor meinen Augen, jemand anderen mit der verantwortungsvollen Aufgabe zu betrauen, ihre Erinnerung einzufangen. Jemand, der sie nicht enttäuschen wird. Jemanden wie nicht mich.