Hitzeflimmern

Hitzeflimmern

Der Bus ist weg. Alles fällt schwer und ich hasse meine kurzen Sätze. Ich will mehr. Weiß nicht, was mich hält. Alles war möglich. Dann nicht mehr. Nur eine Ausrede oder ein echtes Problem? Für meinen Kopf macht es keinen Unterschied. Ich habe den Willen verloren. Schwanke durch die Tage, ohne zu wissen wohin es gehen soll. Jede Entscheidung falsch. Bei den kleinen sehe ich sofort wie der Bus an mir vorbeifährt, weil ich zur nächsten Haltestelle wollte. Eine Stunde später stehe ich am Bahnhof. Ich habe nicht gezählt wie viele an mir vorbeigefahren sind. Mittendrin kam die Wut. Auf mich. Auf das Leben. Auf euch. Auf alles. Ich flüchte mich in Fähigkeitsfantasien. Am häufigsten die Kontrolle der Temperatur. Und alles zerfällt, wenn der Alltag mich erschlägt. Alles zerfällt. Ich bin ein Häufchen, das darauf wartet vom Wind fortgetragen zu werden.

Was treibt dich an? Wo willst du hin? Was hast du geschafft?

Die Schwüle drückt auf meine Brust. Töne aus den Kopfhörern, die versuchen meinen Beinen Takt zu geben. Ein Hinken. Ein Stolpern. Der Fall. Wer am Boden liegt kann nicht stürzen. Wer am Boden liegt kann nur in den Graben rollen. Das Selbstmitleid widert mich an und trotzdem überkommt es mich wieder. Gerade deswegen. Weil es die einfachste Form der Erleichterung ist. Wenn man sich mit allem beschäftigt, was nicht funktioniert, muss man nicht die Dinge planen, die funktionieren sollen. Es läuft nicht immer alles von alleine. Es funktioniert nichts von alleine und ich kann noch immer nicht mit zehn Fingern schreiben. Vielleicht möchte ich gar nicht. Vielleicht will ich nur im Graben liegen und mich bedauern. Weil das ja alles so schwer ist. Als ich jemanden nach Flaschen wühlen sehe, stecke ich fünf Euro zu und lächle. Es geht um Abhängigkeit. Gesellschaft. Arbeitsteilung. Scheißegal. Der Wunsch nach etwas brennenden. Zu trinken oder die ganze Welt. Gleichgültiger Hass. Wir schaffen es gerade so. Schon immer. Aber nicht alle. Was liegen bleibt, wird vergessen und alle glauben, dass sie es waren, die leuchteten. Die in den Büchern stehen. Von denen alle sprechen. Nichts geht mehr. Die Karten werden nicht neu gemischt und ich war seit Jahren nicht betrunken.

Der Zug hat Verspätung. Die Menschen haben Schweiß. Ich habe fertig. Ein kleiner Funken, der nicht ausgehen möchte. Der immer wieder angefacht wird. Von sanften Bewegungen, hunderte Kilometer entfernt. Dann ein Aufspringen und der direkte Versuch zu laufen. Wenn ich nicht nach den ersten Metern stolpere, laufe ich gegen eine Wand und lasse mich wieder fallen. Dazwischen Alltag als Ignoranz. Es ist Sommer. Ich hasse die Hitze. Mein Körper schwillt an und möchte platzen. Ich suche die Nadel, doch greife ins Nichts. Zu wenig Schlaf und alles verschwimmt. Ein puckerndes Dröhnen zieht sich durch meine Schläfen. Dann der Knall. Doch ich war es nicht. Schnell weg. Schnell weg. Plötzlich funktionieren die Beine und ich werfe mich durch den Wald. Pralle an den Bäumen ab, als wären sie aus Gummi. Der Boden ist weich, ich rieche das Moos und in der Ferne ein Fluss. Ein Gedanken von Kindheit. Dann brennt alles ab.

Das ist keine künstlerische Freiheit. Das ist mein Leben. Und ich mag es nicht.


LookaLooka

hat in seiner Jugend txt als seinen Rückzugsort entdeckt und hängt seitdem an der Tastatur. Manchmal veröffentlicht er etwas auf looka.at

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