Andreas Spiegler • Wortheld Oktober 2016

Ich hole sie vor den Vorhang: Wer sind diese Worthelden, die mich mit ihren literarischen Texten auf ihren Blogs verzaubern? Diesmal hat Andreas  von einweggedanken meine zehn Wortheld-Fragen beantwortet.

Wer bist du und wenn ja, warum?

Ich bin Andreas. 28 Jahre alt. Buchstabenakrobat aus Süddeutschland, der heute durch Hamburg stolpert und unterschiedlichste Dinge fürs Internet bastelt. Unperfekt. Glaube an die große Liebe und kleine Schritte. Ständig mit Musik auf den Ohren. Notizbücher voller Texte. Erich Fried auf dem Nachttisch. Dreckiger Humor trifft Schluckauf. Mit einem großen Herz für Melancholie, Ehrlichkeit und fallende Fassaden.

Und wie viel davon steckt in deinen Texten?

Manche behaupten viel zu viel. Aber diejenigen kennen mich nicht. Meine Texte werden genau wie ich durch Begegnungen, Gespräche, Erlebnisse oder Erfahrungen in unterschiedlichste Richtungen geschubst. Das hinterlässt Spuren. Kratzer. Schrammen. Auszüge davon schaffen es auf Papier. So erkenne ich meist erst beim Lesen meiner Texte, was in mir vorgeht. Was mich berührt. Dann sind meine Sätze wie ein Schatten – er zeigt mir meine eigenen Grenzen auf und schenkt mir ein Versteck.

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Seit wann und warum schreibst du eigentlich?

Vor 18 Jahren begann ich mit einer Schülerzeitung. Texte über Klassenfahrten und die BRAVO Charts. Nachmittags in der Schule kopiert und bei lauter Musik im Kinderzimmer zusammen geheftet. Mit der Pubertät und den ersten Selbstzweifeln begann ich meine Gedanken im Netz zu teilen. Erst still bei anderen mitgelesen und dann selbst täglich gebloggt. Habe so Menschen kennengelernt, die sich mir öffneten und denen ich mich anvertrauen konnte. Habe mich verliebt. Briefe geschrieben. Und so viel über mich selbst gelernt. Mit Worten kann ich Momente teilen und Gleichgesinnte finden. Ich empfinde es als großes Geschenk völlig fremde Menschen mit meinen Texten berühren zu können. Gefühle auszulösen. Und auch wenn ich dafür viel von mir selbst offenbaren muss, sorgen meine Zeilen irgendwo für ein Lächeln. Das ist toll!

Was macht dich sprachlos?

Wenn sich Menschen mir gegenüber öffnen. Wenn die Fassade fällt und leere Satzhülsen von Gefühlen weggespült werden. Das macht mich kurz sprachlos. Und unfassbar glücklich. Wenn ich Teil von etwas sein darf, das man viel zu oft nur mit sich selbst ausmacht.

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Wo befindet sich dein kreativster Ort?

Abgeschottet von Menschen. Am Meer. In den Bergen. In meinem Zimmer am Schreibtisch. Mit Blick auf Häuserfassaden. Ein Licht geht an, das andere erlischt. Hinter jedem Fenster unzählige Gedankenwelten. Und um mich herum ist alles still. Lasse meinen Worten genügend Raum zum Tanzen.

Wer oder was inspiriert dich?

Musik. Filme. Gespräche. Gesten. Berührungen. Ich gehe liebend gerne spazieren. Laufe durch die Straßen und lasse mich treiben. Das hilft mir, um Dinge zu ordnen. Neues aufzusaugen. Altes fallen zu lassen.

Erwähnte ich Musik?

Wie viele Entwürfe verstecken sich in deinem Blog?

Viele Satzfetzen, doch kein einziger Text. Versuche alles so schnell wie möglich abzuschließen. Einweggedanken. Gefühle in Schockstarre, die sich vielleicht morgen ganz anders anfühlen würden. Momentan veröffentliche ich jedoch nur noch selten Texte in meinem Blog. Schreibe sie altmodisch auf zerknickte Zettel, die ich dann irgendwo liegen lasse. Manchmal beobachte ich, wie sie auf Reisen gehen. Von anderen Menschen mitgenommen werden. Ein kurzes Lächeln. Eingesteckt. Stelle mir dann vor, wie in fremden Küchen über das beschriebene Thema gesprochen wird. Eine schöne Vorstellung. Deshalb habe ich auch das Projekt #Einweggedanken ins Leben gerufen. Dort stelle ich Fragen, die mir selbst durch den Kopf gehen. Sammele anonym Antworten. Schaffe den Raum ehrlich zu sein. Und versuche später diese Antworten in Form von Texten oder Podcast-Folgen zusammenzuführen. Ich genieße es, wenn eigene und fremde Mauern fallen. Wir endlich über Gefühle sprechen.

Bist du kreativer, wenn du glücklich oder wenn du traurig bist?

Das ändert sich ständig und hängt von so vielen Faktoren ab. Ich schreibe am meisten, wenn ich traurig bin. Was aber nicht heißt, dass ich in schönen Phasen weniger kreativ bin. Nur teile ich dann meine Gedanken mit einem sehr kleinen Kreis.

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Was ist dein ganz persönlicher, selbst geschriebener Herzenstext

Autopilot. Für diesen Text habe ich so viele Anläufe gebraucht. Er beschreibt einen Zustand, der mich zu Beginn des Jahres überwältigte. Erinnerungen und Bilder mit einem Schlag einfror. Ein Moment, in welchem eine Entscheidung getroffen wird. Von dir. Unterbewusst. Du nicht verstehst weshalb. Wenn darauf alles in einem stumm wird. Taub. Man den Schmerz einer anderen Person zwar sieht, aber nur zusieht. Ein schreckliches Gefühl. Und vielleicht doch für irgendetwas sinnvoll. Ich habe nur noch nicht verstanden wofür…

Welche drei literarischen Blogger möchtest du empfehlen?

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