Feministin sagt man nicht • Hanna Herbst

Reden wir doch bitte endlich wieder über Feminismus. In Zeiten von #metoo, „Darf ich jetzt nicht mal mehr flirten“ und der anhaltenden Gewalt gegenüber Frauen ist Hanna Herbsts Buch mit dem überraschenden Titel eine gute Grundlage für die Diskussion über Feminismus. Wobei natürlich schon im Vorhinein klar sein sollte, dass man gerade heute Feminstin oder Feminist aus voller Überzeugung sagen sollte.

Hanna Herbst war jahrelang stellvertretende Chefredakteurin vom österreichischen VICE, ist in den sozialen Medien recht aktiv und wurde in den vergangenen Jahren zum Hassobjekt für Rechte und Antifeministen (zahlreiche Männer übernahmen dabei eine Doppelrolle). Mit ihrem ersten Buch beschäftigt sie sich nun mit genau jenem Thema, dass viele nur zu gerne missverstehen wollen: Feminismus. Und erklärt dabei, warum wir alle für eine gerechtere Welt kämpfen sollen.

Sie nimmt Erfahrungen aus ihrer eigenen Biografie her, um aus einzelnen Erlebnissen hin zu den großen Themen zu gelangen. So z.B. die Frage nach dem Selbstbild, der Kampf gegen den eigenen Körper, weil die Gesellschaft unerreichbare Schablonen auf Menschen bzw. vor allem auf Frauen legt. Herbst erschafft dabei den Feminismus nicht neu: Sie zitiert dabei regelmäßig Vordenkerinnen, fasst zusammen und schafft stets die Verbindung zu persönlichen Erlebnissen oder aktuellen Entwicklungen.


Hanna Herbst

1990 in Mainz geboren, lebt in Wien

Twitter-Bio: Journalistin | Co-Chefredakteurin @LigaMagazin | Autorin | zukünftige Schafzüchterin


IMHO | in my humble opinion

Mit ihrem Buch trifft Hanna Herbst bei mir auf offene Ohren: Die Themen Feminismus, Patriarchat und Macht beschäftigen mich selber schon seit einiger Zeit und vor allem die Diskussionen rund um (nicht ganz so klare) Fälle von #metoo haben auch mich dazu gebracht, frühere eigene Begegnungen noch einmal Revue passieren zu lassen und neu zu bewerten. Ich selber sehe mich als Feminist und doch habe ich in Herbsts Buch einen noch tieferen Einblick in die Materie erhalten und dabei so manch Neues und Unerwartetes erfahren.

Herbst macht es sich dabei zur Aufgabe, von persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen hin zum großen Ganzen zu kommen. Gerade das macht das Buch so gut lesbar und unterhaltsam – gekoppelt mit einem wirklich schönem Layout. Stets gespickt mit interessanten Zitaten, unterlegt mit Quellen, führt Herbst durch acht Kapitel, die sich nach und nach an ein paar Themenfeldern im Dunstkreis Feminismus abarbeiten. So z.B. das neuerdings von österreichischen Politikerinnen negierte Patriarchat, oder Hass, Pornografie und das Zusammenspiel von Macht und Gewalt. Auf 122 Seiten gelingt es ihr, Feminismus auch für Einsteiger erlesbar zu machen und sorgt hoffentlich dafür, dass auch ZweiflerInnen erkennen, dass man heutzutage nicht umhin kommen kann, selbst zum Feministen oder zur Feministin zu werden.


Niemand wird als Chauvinist, Nationalist, Feminist oder Antifeminist geboren. Es gibt nur eine Gesellschaft, die das forciert. Niemandem ist mit diesem Privileg eine Schuld zugefallen. Aber nur die, die sich dieses Privilegs bewusst sind, die, die wissen, dass sie dank dieses Privilegs mehr profitieren und ein leichteres Leben haben als andere auf dieser Welt, können auch konstruktiv am Diskurs über das Hinterfragen dieser Privilegien teilhaben.

Seite 47, Feministin sagt man nicht von Hanna Herbst

In den Medien

In (Literatur)Blogs


Buchtrailer: Hanna Herbst „Feministin sagt man nicht“

Feministin sagt man nicht

Hanna Herbst

Brandstätter
133 Seiten
ISBN: 978-3-7106-0194-1

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