„Ist dir schon mal aufgefallen, dass es nie ein gutes Zeichen ist, wenn ein Wort mit un beginnt? Unerwartet zum Beispiel, oder unglücklich. Undankbar, unsinnig, unnatürlich, unnahbar. Siehst du? Warum glaubt man dann, dass unendlich etwas Gutes ist? Was ist positiv an der Unendlichkeit? Ich werde es nicht verstehen. Unendlich ist einfach ein unsägliches Wort, findest du nicht? Die Endlichkeit, sie gibt uns einen Rahmen vor, ein Rahmenprogramm we have to deal with, verstehst du, da weiß man, was man hat. In der Unendlichkeit hingegen, da schwebt man nur herum und stößt nicht an seine Grenzen, verliert völlig die Orientierung und kann auch nie wieder zurück. Das ist auch etwas, was mir Angst macht, weißt du? Sie verlassen nun die Endlichkeit mit einem One-Way-Ticket. Wir hoffen, Ihnen gefällt der Aufenthalt in der Unendlichkeit – es gibt nämlich kein Zurück mehr, nie wieder. Stell dir vor, du gehst an einen Ort, erhoffst dir das Schönste und kommst dann nach kurzer Zeit drauf, dass es sich hier nicht wohnen lässt; Dass man dich übers Ohr gehauen hat, dass das Reiseportal nur Lügen verbreitet – aber du kannst jetzt nicht mehr weg. Das ist mein Problem mit dieser Unendlichkeit. Deshalb stellt es mir jedes Mal die Haare auf, jedes einzelne, wenn sich zwei Menschen nur wenige Monate nach Beginn des großen Austauschs ihrer Körperflüssigkeiten von ewiger Liebe sprechen. Für immer. Endless love. Was für ein Bullshit. Wusstest du, dass man früher endless anders verwendet hat? Da wollte man damit ausdrücken, dass etwas ohne profitables Ende sein wird, dass es fruchtlos und unbefriedigend sei. Und deshalb schrieben die beiden Dramaturgen Beaumont und Fletcher „All love is endless“. Ja, okay, ich hab mich da etwas eingelesen. Aber ich hab mir da jetzt echt schon oft Gedanken darüber gemacht, weil ich ja selber auch lange Zeit so ein Freak war. Einer, der kein Ende sehen wollte. Aber wenn man es sich durch den Kopf gehen lässt, wenn man da einmal etwas länger drüber nachdenkt, weicht man ja vor dieser Langeweile einer Unendlichkeit zurück. Lieber Tausend herausragende Momente, die enden, als einen Moment, der vielleicht herausragend beginnt, aber diesen Spannungsbogen definitiv nicht über die ganze Unendlichkeit halten kann. Ich hoffe, ich nerve dich nicht, aber das lag mir jetzt auf dem Herzen, weißt du?“
– „Eigentlich hab ich dich nur gefragt, ob du deinen Kaffee ungezuckert trinkst, aber okay.“
Köstlich! (der Text, nicht Kaffee oder so)