Dana Buchzik • Wortheldin September 2017

Dana Buchzik besitzt einen wunderbaren Blog auf sophiamandelbaum.de. Deshalb habe ich schon 2015 das erste Mal angefragt, ob sie meine Wortheldin sein möchte. Jetzt ist es endlich soweit – und noch immer besuche ich gerne ihre Website, stöbere durch ihre Texte und verliebe mich in ihre Erzählungen.

1. Wer bist du und wenn ja, warum?

Ich bin die, die schon zu Bundesjugendspielzeiten mit einem Buch auf dem Rasen saß und ratlos in die verbissenen Gesichter derer starrte, die als erste das Ziel erreichten. Ich bin die, die jeden deiner Kommafehler findet (und persönlich nimmt). Ich bin die, die leicht verletzt werden kann und zu schnell verzeiht. Ich bin die, die gut im Freuen ist und schlecht im Lügen. Ich bin die, die Bach liebt und Robyn und Haftbefehl auch. Ich bin die, die pro Stunde 130 Seiten liest. Ich bin die, die deine Großmutter in den Zoo begleiten würde. Ich bin die, die dreizehn Mal umgezogen und erst in Berlin heimisch geworden ist. Ich bin die, die dich erst acht Jahre kennen muss, um deine Ironie zu kapieren. Ich bin die, die deine dunkelste Stunde kennen will und danach erst die leichteste. Ich bin die, die lieber fragt als antwortet.

2. Bist du das „Ich“ in deinen Texten?

… Und was, wenn nicht? 🙂

3. Welches Datum trägt dein allererster Text und warum fasziniert dich das Schreiben?

Ich glaube, dass wenig für mich je so selbstverständlich war wie Lesen und Schreiben. Sobald ich lesen konnte, verbrachte ich so viel Zeit, wie mir blieb, mit Lesen; sobald ich schreiben konnte, schrieb ich. Im Kindesalter kleine Geschichten, erste kleine Ausbruchsversuche aus der Welt, die mich umgab. Zu Teenagerzeiten dann die alterstypischen, düsteren Gedichte, angespornt von ausgiebiger Sarah Kane-Lektüre. Mit knapp zwanzig dann wieder Prosa; ich fand mit jetzt.de den ersten Ort, an dem ich meine Texte vorzuzeigen wagte, an dem ich anfing, das Schreiben ernst zu nehmen. Im Austausch mit den anderen habe ich viel gelernt – und einige der Menschen, denen ich dort begegnet bin, begleiten mich bis heute. Ich glaube, dass mir Schreibende immer ein Stück weit näher sein werden als Nichtschreibende. Weil auch sie sich unvollständig fühlen, wenn keine Zeit übrig bleibt, um eine Weile im Wort zu verschwinden. Weil sie wissen, dass Schreiben nicht nur Rückzug bedeutet, sondern auch, sehr viel zu teilen zu können, im besten Fall: erkannt zu werden mit und in der eigenen Sprache.

4. Was kannst du nicht in Worte fassen?

Oberflächen.

5. Wo kommen dir die besten Ideen?

Im Zug, in der Bahn, am Küchentisch; manchmal auch unter der Bettdecke.

6. Wer oder was inspiriert dich?

Alles, was nicht Alltag ist.

Fotocredit: Schall und Schnabel

7. Wie lange arbeitest du durchschnittlich an einem Text und hast du eher viele oder wenige Entwürfe in deinem Blog?

Der Roman, dieses medusenköpfige Projekt, beschäftigt mich seit 2011, und ich danke meiner Agentur Jahr für Jahr, dass sie mich noch nicht auf die Straße gesetzt hat. Die Blogtexte entstehen, wie früher all meine Texte entstanden: Nachts, die Worte formieren sich im Kopf, finden ihre Form, ihre Ordnung; ich warte, bis ich weiß, dass der Text fertig ist, dann setze ich mich in die dunkle Küche und schreibe ihn auf. Redigiert wird nichts, ein schneller Blick nach der Veröffentlichung reicht; aber manchmal bleibt er nicht lange online, manchmal behalte ich mir vor, ihn wieder verschwinden zu lassen.

8. Leidet die Kreativität, wenn du glücklich bist – oder wenn du unglücklich bist?

Vor vielen Jahren sagte ein kluger Mensch zu mir: „Sie werden sich eines Tages entscheiden müssen zwischen dem Glück und dem Schreiben.“ Damals glaubte ich, dass diese Entscheidung längst gefällt sei. Seit ich über 30 bin, verschieben sich die Dinge; ich finde zu mehr Gelassenheit, in vielerlei Hinsicht, und ich habe die sehr schöne Erfahrung gemacht, dass ich auch im Glück zur Sprache finden kann. Natürlich findet die Kreativität trotzdem Leidensgründe: Zum Beispiel, wenn ich mal wieder meinen Hang zu Überstunden nicht zügeln kann und über all der Arbeit und all dem Alltag kein Raum mehr für’s Schreiben findet.

9. Wenn du einen einzigen Text von dir mit auf eine Insel mitnehmen würdest – welcher wäre das und warum?

Keiner! Ich würde versuchen, so viele Herzbücher wie möglich zusammen zu raffen (und auf eine gut bestückte Inselbibliothek hoffen).

10. Welche drei anderen literarischen Blogger beneidest du für ihre Sprache?

Ich denke nicht so sehr in Neid- denn in Bewunderungs- und Freudekategorien – und ich freu mich, nun schon ein paar Jahre begleiten zu dürfen, wie Jaqueline (http://blog.minusgold.org/) wird, wie sie kämpft, wie sie leuchtet in ihrer ganz eigenen Sprache. Wer nie, nie fehlen darf: Ben (http://anmutunddemut.de), Johannes (http://www.kopfzeiler.org) und Ron (https://ronwinkler.wordpress.com)


 

Hier findet man Dana Buchzik im Netz:

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