Ich hasse es, wenn mir der Mut fehlt. Wenn mir der Mut dazu fehlt, etwas Überraschendes zu tun. Ich will nicht Fallschirm springen, nein, nicht wirklich. Eigentlich … eigentlich möchte ich dir einfach gerne mal schreiben. Nur ein „Hallo“ oder ein „Wie gehts?“. Aber dafür fehlt mir der Mut, davor habe ich Angst. Habe Angst vor einer Antwort. Oder habe Angst vor keiner. Habe Angst, dass ich dir keine Antwort wert bin und habe Angst, den Moment bereits wieder verpasst zu haben.
Ich hasse es, wenn ich ganz cool sein will und doch nur dastehe und stottere. Wenn mir nur der Schweiß auf der Stirn steht, anstatt das „Pradikät: liebenswert“. Wenn mir in den wichtigen Momenten meines Lebens die richtigen Worte einfach so fehlen. Als wäre die Sprache nicht mein Metier, als wäre das Jonglieren von Worten nicht meine Aufgabe.
Ich hasse es, wenn ich dich in allen Netzen suche. Wenn ich Bilder von dir suche und mir in Gedanken ausmale, was ich dir sagen würde, wenn ich es sagen könnte und mir überlege, was du dann antworten würdest und wo du denn lachst. Wie so’n Creep bin ich da, wie so’n Creep, einfach nur, um vielleicht irgendwann einmal cool zu sein und irgendwann einmal auch genügend Mut zu haben.
Ich hasse mein Bett. Es ist zu groß und zu leer und ich wälz mich darin nur umher, damit mir nicht auffällt, wie groß und wie leer es doch ist. Nicht nur das Bett, sondern so viel mehr.
Ich hasse es zu lügen. Doch schaff ich nicht, es nicht zu tun. Außer natürlich du würdest mich fragen, dann wäre ich ehrlich. Das kann ich dir nur versprechen, und du entscheidest, ob du mir glaubst. Wobei … jetzt weißt du, dass ich lüge, aber stimmt das denn auch?
Ich hasse meine Gedanken. Wenn es mir mal so richtig gut geht, dann sind sie immer brav zur Stelle und stellen mir Fragen. Damit das Glück wieder schwindet; und damit die Zweifel beginnen, wieder und wieder zu kreisen. Als wäre das längere Glück für mich verboten, als dürfte ich nur kosten und sobald es mir schmeckt, schlägt mir jemand das Glas aus der Hand.
Ich hasse es zu irren, so menschlich es auch ist. Doch bin ich einfach schlecht darin, zu erkennen, woran ich bin. Ich liebe den Gedanken, die Fantasie und das Vielleicht. Bis ich an den Punkt komm, wo es kein Zurück mehr gibt und meist ich kein Nach-Vorn. Ich hasse es zu irren, weil ich es so gut kann.
Ich hasse es, so sein zu müssen; so sein zu müssen, wie ich bin. Könnt mich verändern, ich weiß, aber da wirkt sogar der Frieden im Nahen Osten einfacher. Setze mir Ziele und scheitere daran, hasse die Nichtveränderung und hasse, hasse, hasse still in mich hinein. Es ist nicht gesund, aber das ist egal.
Ich hasse Julia Styles und Heath Ledger, weil am Ende alles schließlich doch gut ausgeht. Also vorerst, denn Heath Ledger ist jetzt tot. Aber da geht es in einem Film um die 10 Dinge, die sie an ihm hasst und am Ende ist es Liebe. Am Ende will es im Film ja immer Liebe sein. Aber mein Leben, ja. Mein Leben, das will kein Film sein, will mir am Ende nicht die Liebe präsentieren.
Doch am meisten hasse ich, dass ich mich so gut hassen kann. Nicht nur ein wenig, nicht nur ein bisschen, sondern richtig, richtig gut.
Bildquelle: CC BY 2.0, Abhi, love & hate, Flickr
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(Etwas verkühlt, nicht ganz fit, aber einmal ein kleiner Test, wie mir das denn so gelingt. Feedback herzlich willkommen!)
Das ist sehr, sehr traurig. Und leider gibt es auch nur einen einzigen Menschen auf der Welt, der daran etwas ändern kann.