In den Nächten danach habe ich eine Kerze ans Fenster gestellt, bevor ich schlafen gegangen bin. Ich hatte plötzlich Angst vor der Dunkelheit, vor diesem unbändigen Schwarz in meinem Zimmer, vor diesem unmenschlichen Schmerz in diesem Haus. Und insgeheim hoffte ich auch, dass du hierher zurückkehren würdest. Zurück zum Licht dieser Kerze und auch zurück zu mir.
Lange Zeit noch hatte ich dein Lachen in meiner Erinnerung. Dein kindliches Glucksen in den Ohren, deine zarten Lippen, die für mich stets das Glück dieser Welt formten, vor meinen Augen. Lange nachdem du zu lachen, zu glucksen, lange nachdem zu atmen aufgehört hast, ist sie irgendwann verstummt. Die Erinnerung merkt sich Namen, merkt sich Gesichter, aber fürs Speichern deines Lachens fehlte ihr die Kraft.
In den Tagen danach habe ich geschwiegen, habe getröstet, habe gezittert und konnte nicht weinen. Dieser unwirkliche Film ohne Happy End, er hörte nicht auf. Zog sich weiter, unaufhaltsam. Keine Pause, um mal kurz hinauszugehen und der Fiktion zu entfliehen. Seit Jahren schon lebe ich nun darin, weil es keinen Ausweg mehr gibt. Und es ihn in Wahrheit niemals gab.
Nach ein paar Nächten habe ich dann aufgehört, dir Kerzen ans Fenster zu stellen. Da habe ich verstanden, dass du nicht mehr zurückfinden würdest. Viel zu lange schon bist du weg. Doch plötzlich warst du wieder da. In einem Traum, für den Augenblick einer Nacht zurückgekehrt in mein Leben. Und dabei hast du mir wieder ins Ohr gelacht, so wie du es früher immer getan hast. Seit diesem Traum erinnere ich mich wieder daran und will es nie mehr vergessen.
Seitdem habe ich wieder jede Nacht eine Kerze ans Fenster gestellt. Damit du wiederkommen kannst. Und sei es auch nur in einem Traum.