Julia • Wortheldin Jänner 2017

Mit leicht adaptierten Fragen setze ich meinen Versuch fort, mit meiner Wortheld-Rubrik mir liebgewonnene BlogliteratInnen vorzustellen: Den Anfang in diesem Jahr macht Julia von themagnoliablossom.wordpress.com, welche mich mit ihren berührenden Worten und ihrem schönen Blog bereits seit langem begeistert.

Wer bist du und wenn ja, warum?

Puh, wenn ich das wüsste. Heute bin ich eine andere als gestern und morgen passe ich vielleicht schon nicht mehr in die Schuhe von heute. Ich glaube, das ist ein ständiger Prozess und auch ziemlich gut so.

Bist du das „Ich“ in deinen Texten?

Manchmal werde ich mit den Worten „wird schon wieder“, oder „krass, is mir neulich auch passiert“ angesprochen. Ich freue mich, dass meine Leser sich mit meinen Texten identifizieren können und muss doch manchmal ein bisschen schmunzeln, denn auch wenn ein ich am Anfang des Satzes steht, bedeutet das nicht, dass es sich tatsächlich um mich handelt. Vielmehr sind es Eindrücke, Beobachtungen, in irgendeiner Form Erlebtes, aber oftmals auch einfach Erdachtes. Natürlich kann (und will) ich nicht leugnen, dass persönliche Erfahrungen hier und da mit einfließen – das passiert bewusst, manchmal aber auch unbewusst.

Welches Datum trägt dein allererster Text und warum fasziniert dich das Schreiben?

Ehrlich gesagt weiss ich das gar nicht mehr so genau. Lange bevor ich angefangen habe öffentlich zu schreiben, habe ich das im stillen Kämmerlein gemacht. Einfach so, weil die Gedanken irgendwie raus mussten. Dagegen war ich quasi machtlos. Und genauso ist es auch heute noch. Manchmal schreibe ich einfach um des Schreibens Willen. Weil es so unglaublich gut tut und befreit. Weil es Ventil und Druck zugleich ist. Weil, wenn der Knoten im Kopf entworren, die Buchstaben erst einmal vom Herzen genommen sind und schwarz auf weiss vor einem liegen – man sich so viel leichter fühlt. Oder schwerer. Auf jeden Fall aber immer gut. Irgendwie.

Was kannst du nicht in Worte fassen?

Ich glaube, dass es schwer ist Emotionen in Worte zu fassen. Ich mein, das sind ja hochgradig komplexe chemische Reaktionen, die da ablaufen und dich manchmal so einnehmen, dass du das Gefühl hast die Freiheitsstatue läge auf dir, nur um dich dann ganz plötzlich klammheimlich mit dem schönsten Bauchkribbeln zu überraschen.

Ähnlich geht es mir mit der menschlichen Dummheit. Aber ich versuche da großzügig zu sein.

 

Wo kommen dir die besten Ideen?

Meistens dann, wenn ich gar nicht auf der Suche nach Ideen bin. Tja, so ist das Leben. Beim Kochen, zwischen Bratfett und Trüffel oder beim Spazierengehen. Im Dunkeln. Am Meer. Immer.  Und manchmal auch auf dem Klo. Hihi.

Wer oder was inspiriert dich?

Ich versuche, Dinge ganz bewusst wahrzunehmen. Das können Alltagssituationen sein, Gespräche, die ich in Cafés aufschnappe oder einfach die wunderschönsten Schneeflocken ever. Ich versuche, dann eben nicht sofort Zettel und Stift oder das Smartphone zu zücken, sondern diese im Herzen zu speichern. Und manchmal ärgere ich mich dann zuhause, dass ich es nicht aufgeschrieben habe…

Und ich habe mal einen Text gelesen, da ging es darum, dass es zwei Sorten von Menschen gibt: Die einen, die Musik hören und die anderen, die Musik fühlen und dabei eine tiefe, innere Zufriedenheit erfahren, die für sie sinnstiftend ist. Musik war quasi meine Muttermilch und ich könnte mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen. Songtexte sind ja auch irgendwie Lyrik. Spätestens seit Bob Dylan.

Wie lange arbeitest du durchschnittlich an einem Text und hast du eher viele oder wenige Entwürfe in deinem Blog?

Wenn ein Gedanke oder Idee da ist, dann sprudelt es meistens nur so raus. Natürlich lese ich da nochmal drüber, bevor ich es veröffentliche aber die pure, echte Emotion ist oft am besten – deshalb versuche ich es zu vermeiden an Texten herum zu doktern. Texte sind ja auch immer eine Momentaufnahme – ein Bild, das zum Zeitpunkt des Schreibens gegenwärtig ist.

Leidet die Kreativität, wenn du glücklich bist – oder wenn du unglücklich bist?

Schwierige Frage. Es ist zumindest eine andere Art Kreativität. Ich mag beides. Vielleicht mit einer minimalen Tendenz zur Unglücklich-Kreativität. Weil man sich so schön drin suhlen und versinken kann. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass der Mensch an sich eher über das spricht, was ihn verärgert oder traurig macht, anstatt dem Guten. Wobei… Ich mach das bei schönen Dingen auch. Also, beides 🙂

Wenn du einen einzigen Text von dir mit auf eine Inseln mitnehmen würdest – welcher wäre das und warum?

Hui, das kann ich nicht sagen. Weil es sowas wie einen Alltime-Favorit nicht gibt. Aber einen Spruch würde ich mitnehmen. Einen, der eigentlich ein Song-Zitat ist und auch meinen Blog von Anfang an begleitet „What it all comes down to is that everything´s gonna be fine fine fine“ – um´s kurz zu machen, alles wird gut. Klingt ein bisschen abgedroschen und spiri-mäßig, worüber Alanis da singt. Dass sie pleite ist, aber glücklich, sich betrunken fühlt, aber offensichtlich nüchtern ist. Sich frei fühlt, aber doch irgendwie fokussiert. All diese Gegensätze, die sich eigentlich ausschließen und trotzdem gehen. Und selbst wenn mal gar nichts geht, hat man immer noch eine zweite Hand für ein High-Five oder, um sich ein Taxi zu rufen. Weil man eben noch lange nicht alles gesehen hat und – wenn man mal kurz innehält und aufschaut –  das alles eigentlich ganz schön schön ist, hier und jetzt und weil am Ende halt doch alles gut wird. Aus der Retrospektive sowieso.

Das macht Mut, die Dinge anzunehmen, wie sie kommen – ohne Ziele aus den Augen zu verlieren und auch einfach mal an sich selbst zu glauben und sich zu entspannen. Und prinzipiell und allgemein bin ich ja für mehr Mut. Immer.

Welche drei anderen literarischen Blogger beneidest du für ihre Sprache? 

Ups, das waren jetzt mehr als 3, oder?


Hier findet man Julia im Netz:

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