Wenn man so wie ich im Salzkammergut aufwächst, muss man eigentlich den Fasching lieben. Hier dürfen z.B. Ebenseer früher von der Schule heimgehen, um beim alljährlichen Fetzenzug (übrigens ein Weltkulturerbe) am Faschingsmontag dabei sein zu können. Als Pinsdorfer, der eine Gmundner Schule besucht hat, habe ich zwar Ebensee um diese Zeit stets gemieden, aber es war zumindest Pflicht, am Faschingsdienstag um 12 Uhr die Gratis-Würstel im Rathaus zu ergattern, um sich im Anschluss volllaufen zu lassen. Aber in Wahrheit habe diese Faschingstage nur gemocht, als ich noch keinen Alkohol getrunken habe.
Im Kindergarten war alles noch ganz einfach und schön. Alle Kindergartentanten und natürlich auch alle Kinder schlüpften alljährlich in ihre Kostüme. Und zum Essen gab es zuerst ein Paar Frankfurter und im Anschluss einen Faschingskrapfen. Das kulinarische Angebot war definitiv ein Grund, warum mir in diesem Alter diese Tage so gut gefallen haben. Und auch meine Mama war recht engagiert bei der Kostümsuche. Wer wollte nicht immer schon einmal als Frosch auf einer netten Kindergartenfaschingsparty aufkreuzen? Mindestens zwei Menschen. (Und während der eine damals jahrelang den Berufswunsch „Osterhase“ nannte, schreibt der andere soeben diese Zeilen.)
Eigentlich konnte ich ja gar nicht anders, als mich ständig zu verkleiden. Beziehungsweise mich verkleiden zu lassen. Meine Cousine Manuela und meine Schwester Michaela erfreuten sich – laut meinen Fotos – sichtlich über den lieben, kleinen, blonden Bub, dem man alles anziehen und aufsetzen konnte. Ich habe alles über mich ergehen lassen, darunter auch eine Hochzeit im Jahre 1991, oder Haarspangen und Faltenrock am heimischen Balkon.
Aber irgendwann ging es eben nicht mehr darum – da begann die Abkehr vom Fasching. Vor allem, weil das Verkleiden und Maskieren für viele plötzlich ein Grund war, vom Faschingssamstag bis zum frühen Morgen des Aschermittwochs durchgehend betrunken zu sein. Das habe ich vielleicht zwei Jahre durchgehalten, aber ab dann ging es sichtlich bergab. Und weil sich so viele Menschen einbildeten, plötzlich alles – im Schutze der Verkleidung – tun zu können. Das ganze Salzkammergut war eine Spaßhochburg – nur ich konnte irgendwann nicht mehr auf Kommando glücklich sein. Dieses aufgesetzte Freude erscheint mir bis heute unehrlich und falsch. Aber für viele meiner Freunde geht das bis heute auf Knopfdruck.
Die Frage, die sich der werte Leser bzw. die werte Leserin vielleicht stellt: Warum findet man im Titel ein „eigentlich“ und in Klammern? Nun ja, das ist recht einfach erklärt. Bin ich einmal zu Fasching nicht in St. Pölten und Lasse ich mich schließlich doch dazu überreden in eine (recht einfache) Verkleidung zu schlüpfen und bei Freunden Fasching zu feiern, dann passiert das Furchtbare: Es macht mir Spaß. Mehr Spaß, als ich eigentlich haben möchte. Und vielleicht ist das das Geheimnis des Faschings: Dass es am Ende eben doch lustig wird. (Und dass es Krapfen gibt.)
Das typische Gmundner „Is eh Fasching, is eh wurscht“, das alles rechtfertigt, hab ich auch nie verstanden. Aber lustig fand ich Fasching trotzdem immer – obwohl ich jetzt schon das zweite Jahr aussetze.