Kreisverkehr • Jan Schröter

Wenn man stets die Abfahrt aus dem Kreisverkehr ignoriert, dann wird die weitere Fahrt viel zu vorhersehbar.

Fangen wir mal ganz von vorne an: Linus ist arbeitslos, erhält dauernd Absagen und hat eigentlich schon die Hoffnung auf den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben fast aufgegeben. Dann gibt es Nele, Linus‘ Tochter, stark pubertierend und die Schule verweigernd, welche überraschend bei ihm einzieht, während seine Exfrau in den USA ihren aktuellen Freund heiratet. Weiters taucht irgendwann auch Valentin auf, der aus seiner „Seniorenresidenz“ geflogen ist, Frauen auch in seinem Alter noch stets den Kopf verdreht und lieber noch jung, rebellisch und wild sein möchte. Linus war bisher ein beschissener Vater für Nele und Valentin hat sich bei der Erziehung von Linus auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Doch plötzlich ändert sich alles: Linus bekommt einen Job bei einer Eventagentur. Dort gibt es Marlene, die unterdrückte Projektleiterin, die zwar Extremsport praktiziert, aber in Wahrheit ja auch nur einen Mann braucht um glücklich zu sein. Und Herr Gronau, der Linus ein kleines Vermögen verspricht, wenn er es schafft, die Bewohner seines Nachbarhauses zum Auszug zu bewegen, damit der Immobilientyp sein Einkaufszentrum dort bauen kann. Und Frau von Bornkamp, Gronaus Verlobte, die Marlene mit der Hochzeit beauftragt und es in Wahrheit nur auf Gronaus vermeintliches Geld abgesehen hat.

Und dann gibt es da noch die Komparsen: unter ihnen Leo, ganz zufällig Marlenes Sohn und offenbar ein ganz, ganz wilder Typ, in den sich Nele verliebt. Bärbel, die Kioskbesitzerin, die alles weiß, aber in Wahrheit ja auch nur einen Mann braucht um glücklich zu sein. Und abschließend Petra, Linus‘ Exfrau, die mit dem Hauptprotagonisten offensichtlich nicht leben konnte, es aber nicht schafft, völlig ohne ihm das Leben zu meistern.

Jan Schröter
geboren 1958 in Hamburg, Deutschland

Weitere Werke:

  • Mogelpackung (2012)
  • Rettungsringe (2014)

Ich hatte schon lange nicht mehr das Gefühl, von einem Buch voll und ganz unterfordert zu sein. Kreisverkehr hat dieses Gefühl aber wieder einmal bei mir hervorgerufen: Die Geschichte ist derart vorhersehbar, konstruiert und unglaubwürdig, dass es mich wahrhaft erschaudern ließ. Dazu kommen die Charaktere, die kaum irgendein Interesse in mir hervorrufen, in keinster Weise meine Neugier anregen, mehr über sie erfahren zu wollen. Und die daraus resultierende Mischung ist verheerend. Die weiblichen Charaktere, deren einzige Erfüllung in ihrem Leben offenbar ein Mann ist, der ihnen die Augen öffnet oder die männlichen Charaktere, die 99 Prozent der Zeit ausschließlich mit ihrem Penis zu denken versuchen. Und das Ende, an denen natürlich alle schlagartig erkennen, was sie über die Dauer des ganzes Buches total falsch gemacht haben.

Es war wirklich eine Qual, das Buch fertig zu lesen. Es kam während der ganzen 336 Seiten kaum Spannung auf, und erst die Erwartung auf einen guten Verriss in diesem Blog hat mich angespornt, bis zum Schluss durchzuhalten. Bitte nicht falsch verstehen: Es war eh eine nette Geschichte – aber sie hat mich massiv unterfordert. Und so ganz verstehe ich bis heute nicht, wie das Buch derart viele positive Rezensionen auf Amazon erhalten konnte.

Irgendwo zwischen fünfzehn und fast vierzig musste also der magische Tag liegen, an dem man alt genug und gleichzeitig noch jung war.

Nachdem die eBook-Aktion vorbei ist und das Buch nun, egal ob als Taschenbuch oder eBook rund 9 Euro kostet, kann ich persönlich nur davon abraten. Es ist nicht lustig, nicht spannend, es ist vorhersehbar und daher langweilig.

kreisverkehr

Jan Schröter

Kreisverkehr

Knaur

Preis: 9,30 Euro (Taschenbuch), 8,54 Euro (eBook) (Info zu Partnerlinks)
336 Seiten

 

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