Er hätte tot sein müssen. Piraten hatten sein Segelboot überfallen, seine Crew getötet, nur er blieb am Leben. Treibt tagelang auf dem Meer bis er, mit den Kräften beinahe am Ende, auf einer Insel strandet. Doch er ist nicht allein.
Ein aktuelles Thema inklusive altbekannter Szenerie: Die Geschichte rund um brutale Piraten könnte auch heute rund um Somalia stattfinden, der Schiffsbruch hingegen sowie das Stranden als einzige Überlebender auf einer (vermeintlich einsamen) Insel hat gewisser Herr Defoe schon vor 294 Jahren zum Thema seines weltberühmten Romans gemacht. Flavia Companys Werk zeichnet sich aber durch gekonnt manövrierte Wendungen aus, der einen am Schluss schweigend, aufgewühlt und zugleich nachdenklich zurücklässt.
Flavia Company
geboren 1963 in Buenos Aires
lebt seit ihrem 10. Lebensjahr in Barcelona
Bisherige übersetze Werke:
- Die Insel der letzten Wahrheit (2011)
Fünf Jahre lang war Prendel verschollen. Fünf Jahre lang lebte er auf einer einsamen Insel, die er sich nur mit einer einzigen Person teilte: Nelson Souza, einem jener Piraten, die seine Crew getötet und sein Boot zerstört haben. Lange Zeit sprach er nicht über seine Erlebnisse auf der Insel, doch kurz vor seinem relativ frühen Lebensende beginnt er zu erzählen: Dabei ensteht ein Psychogramm eines einsamen Menschen, der dem Tod in die Augen gesehen hat, sich von der Einsamkeit vereinnahmen ließ und immer wieder daran dachte, sein Gegenüber zur Strecke zu bringen. Als der Tod Prendel einholt, erzählt Phoebe Westore die Geschichte weiter. Immer tiefer blickt man dabei in die Seele eines Menschen, die der eigenen sicherlich nicht unähnlich ist.
Dabei haben die Autoren auf Wikipedia nicht ganz unrecht, wenn sie den Roman als Parabel verstehen: Man kann nicht anders, als die Gedanken und Entscheidungen Prendels auf das eigene Ich umzulegen, sich selbst Gedanken über Einsamkeit und Aussichtslosigkeit zu machen und daraus nicht minder spannende Erkenntnisse zu ziehen.
Prendel geht ans Ufer hinunter. Er benetzt seine Füße, seine Hände, erfrischt sich das Gesicht. Er betrachtet den Horizont und denkt, dass es stimmt: Nicht immer, wenn ein Seefahrer festen Boden betritt, hat er auch das Gefühl angekommen zu sein.
Company ist es gelungen, auf 158 Seiten einen so spannenden Psychothriller zu schreiben, dass man nach der letzten Seite nur schwer zur Ruhe kommt. Man leiht das Buch her, will, dass es schnell gelesen wird, damit am endlich darüber diskutieren kann. Selten hat mich ein Buch so sehr gefesselt und bewegt, wie es „Die Insel der letzten Wahrheit“ vollbrachte. Hoffentlich nicht das letzte Buch der werten Frau Company, dass vom Katalanischen ins Deutsche übersetzt wird.
Flavia Company
Die Insel der letzten Wahrheit
Bloomsbury Taschenbuch
Preis: 9,20 Euro (ebook: 7,49 Euro)(Info zu Partnerlinks)
158 Seiten
ISBN: 978-3-8333-0820-8
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