Wir. Wie das schon klingt

Ich war ganz und gar nicht auf dich vorbereitet. Doch so sanft du an diesem Abend auch durch meinen Kopf gewandert bist, überall hast du deine Spuren hinterlassen. Hast in der einen Ecke dein Lachen hingestellt, auf den Tisch deine Geschichten ausgebreitet und mit deinen Blicken alles für mich ausgeleuchtet. Ich hab dich nicht erwartet, aber von diesem Moment an habe ich verloren.

Jetzt sind wir nur mehr Lichtjahre voneinander entfernt. Wochen, nein Monate danach noch begleitest du mich tagtäglich, lässt mein Herz schneller pochen, wenn nach langer Zeit wieder einmal dein Gesicht in WhatsApp ganz oben steht. Ich möchte dir schreiben, möchte dir Geschichten erzählen, möchte für dich da sein, wenn auch immer nur für Sekunden. Aber dann schreibe ich nicht und frage mich nur, warum ich offenbar nicht das sein kann, was du brauchst.

Falls ich dich vergessen soll, musst du es einfach nur sagen. Dann würde ich es für dich zumindest versuchen. Aber hörst du nicht, wie ich dir nicht sagen kann, was du für mich bist? Du musst nur ganz genau in meine Unsicherheit hineinhören, in meine fehlenden Berührungen hineinlesen, damit du siehst, wie zerbrechlich und kostbar all das doch für mich ist.

Ist dir schon mal aufgefallen, dass sich mein Puls an deine Stimme anpasst? Dann stehe ich da und möchte dir sagen, dass hier jetzt der perfekte Moment wäre, um uns zu küssen. So wie wir es in zwei Träumen bereits getan haben. Und Stunden danach denke ich an gestern und zähle dann ohne dich all die Momente, die ich mit dir verpasst habe.

Ich würde dich gerne noch tausendmal kennenlernen. Tausendmal diesen magischen Moment spüren, dieses schon ewig verschwundene Kribbeln in mir. Das Tagträumerei mit dir als Falke in meiner Novelle. Ich verschiebe die Welt, damit wir uns sehen können, verlier mich in einem Abgrund, wenn wir es nicht tun. Die Angst und die Hoffnung, der Wunsch und die Ungewissheit, gemeinsam tanzen sie in meinem Kopf herum, werfen deine Geschichten von meinem Tisch, nur um sie kurze Zeit später wieder aufzurichten, lassen dein Lachen erlöschen, nur um es später in meinen Ohren erneut zu entfachen.

Man hat mir geraten, es aufzugeben. Einfach weiterzugehen, so als wär nichts gewesen. Als wären diese Spuren nur vorübergehend und würden vom nächsten überraschenden Windstoß für immer verschwinden. Aber das glaube ich nicht. Ich glaube an deinen bleibenden Eindruck. Ich spür ihn doch schon so lange.

Und es ist gut, dass wir uns gerade erst kennengelernt haben. Ich wäre nicht bereit dafür gewesen, wäre nicht das gewesen, was ich für dich sein will. Für mich ist es das erste Mal seit einer Ewigkeit, dass ich mich wirklich, wirklich mag. Und ich weiß es nicht, aber vielleicht, vielleicht schaffst du das ja auch. Damit wir nicht aufhören müssen, uns aneinander zu gewöhnen. Aber ich denk schon zu weit. Wahrscheinlich weißt du doch gar nichts von mir. Wie könnt ich dir auch nur ungefähr sagen, wie viel dieses Nichts zwischen uns, dieses Ungesagte und Verschwiegene, schon jetzt für mich ist.

Ich will dich wiedersehen, will dir nahe sein, will wieder sprachlos werden neben dir. Will nicht mehr nur an dich denken, wenn es regnet, sondern durch all die Pfützen gehen mit dir.

Die Wahrheit ist: Ich denke nicht mehr an dich.
Aber auch nicht weniger.

Bildquelle: Image by Free-Photos from Pixabay

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