Ein Journalist, seine Recherche zu Vermissten, seine Tochter. Ein Thriller.
Sebastian Steiner, ein alleinerziehender Journalist ist gerade an einer großen Recherche dran. Er befasst sich mit Vermisstenfällen der vergangenen Jahre, kommt nicht los, sitzt bis tief in der Nacht an seinem Schreibtisch, nimmt immer wieder ein Bild in die Hand. Bis plötzlich seine kleine Tochter auftaucht, und ihn darauf aufmerksam macht, dass er eigentlich schon längst im Bett sein sollte. Und er überlegt, wie er reagieren würde, wenn seine kleine Tochter eines Tages nicht mehr da sein würde. Doch morgen hat er ein Interview, genau zu diesem Thema. Er sollte nicht darüber nachdenken. Bis eines Tages plötzlich wirklich seine Tochter nicht mehr da ist und er sich auf die verzweifelte, irrsinnige Suche macht.
Jay S.
geboren in Freiburg, Schweiz
Weitere Werke:
- Endstation: Eine Jugend-Novelle
- Das Behandlungszimmer
- Spiegel der Dunkelheit
- Vom Leben geschrieben: Vier Kurzgeschichten
Jay S., ein Schweizer, der via Kindle Self Publishing seine Werke unter die Leute bringt, hat mit „Ein Teil von mir“ einen kurzen Thriller geschaffen. Sebastian Steiners Aktionen, seine von Müdigkeit geplagten Wege durch die Stadt, seine Liebe zu seiner Tochter, all das bringt der Autor gekonnt rüber. Und doch reihen sich die Ereignisse in so stringenter Zufälligkeit aneinander, dass die Glaubwürdigkeit etwas zu stark darunter leidet. Natürlich müssen Thriller nicht immer von purem Realismus strotzen, doch all das, was Sebastian Steiner passiert scheint aus Hunderten anderen Thrillern und Krimis zusammengetragen und in eine relativ kurze Geschichte gebannt worden zu sein.
Und doch: Die Geschichte fesselt. Jay S. hat einen schönen, interessanten Stil, manchmal zu gewollt, aber doch auch sehr berührend. So bin ich hin- und hergerissen. Die Geschichte, ganz grundsätzlich gefällt, die Idee ist gut, die Umsetzung nicht durchgehend großartig. Aber auch nicht automatisch schlecht. Ein nettes kleines eBooklein zum Lesen an einem Nachmittag.
Es ist, als wäre sie unendlich weit weg. Ich habe keinen Anhaltspunkt, wo sie sein könnte. Vielleicht hat sie tatsächlich jemand entführt und ist möglicherweise schon auf dem Weg mit ihr ins Ausland. Oder noch schlimmer; vielleicht liegt sie irgendwo in den Tiefen des Waldes, frierend und verängstigt. Oder noch schlimmer, tot.
Jay S. schafft es mit seinem Büchern, auch mit diesem, durch schöne sprachliche Spielereien eine fesselnde Spannung aufzubauen. Die Geschichte ist mitreißend, entwickelt einen Sog, scheitert aber vor allem an einem: der Realität. Während des Lesens überschlagen sich die Ereignisse, sind zu sehr Zufall, um als echtes Leben durchzugehen. Die Erlebnisse sind somit zwar spannend, aber nur bedingt nachvollziehbar und realistisch. Enttäuschend ist zudem, dass ich relativ bald (also weit vor Ende des Buches) bereits genau erahnen konnte, wie es enden wird – und damit auch Recht behielt. Für rund 1 Euro ist es eine nette, spannende Geschichte, mit der man eigentlich wenig falsch machen kann. Für 10 Euro gibts dann aber schon bessere Thriller.
Jay S.
Ein Teil von mir
April 2014 neu erschienen als: „Schuld“
Kindle Self Publishing
Preis ebook: 0 Euro) (Info zu Partnerlinks)
96 Seiten
ISBN: 978-3-499-61991-5
Ich bedanke mich herzlich für die Rezension zu meinem Buch und auch die Kritik, die ich mir zu Herzen nehmen werde. Es sollte eigentlich mehr ein Drama als einen Thriller darstellen, da ich mich an einen „richtigen“ Thriller (mit Ausnahme des Kurzthrillers „Das Behandlungszimmer“) noch nicht heranwage. Die sich überschlagenden und teils unrealistisch wirkenden Ereignisse haben einen großen Zusammenhang mit Sebastians Zuständen. Nochmals herzlichen Dank für die Kritik,
Jay S.
Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich immer wieder, wenn Autoren den Weg hierher finden und zu meiner Rezension und meiner Kritik Stellung beziehen. Für mich hat „Ein Teil von mir“ doch noch etwas Thriller-Artiges, schon stark in Richtung Psychothriller gehend. Als einen Krimi hätte ich es bis zum letzten Wort nicht verstanden.
Zu den sich überschlagenden und teils unrealistisch wirkenden Ereignissen: Klar, Sebastians Zustände ziehen einen mit, alles überschlägt sich – das wurde wunderbar herausgearbeitet, auch der Verlust des Zeitgefühls, das vom Charakter des Buches auf den Leser überspringt. Trotzdem – und das kann eindeutig auch als Lob verstanden werden – wäre die Geschichte auf mehr (digitalen) Seiten – also etwas länger – sicherlich noch besser geworden. Dann hätte ich die Einschätzung, dass es sich um einen Krimi handelt vielleicht auch noch mehr verstanden.