Zwischen Franz Kafka und Thomas Mann

„Minimal Literarisches“, so lautete lange Zeit meine Kategorie für literarische Texte. Als ich bemerkte, dass ich nicht selten vielen Menschen wirklich aus der Seele sprach, dass ich Menschen mit wenigen, gezielten Worten zu Tränen rühren kann, ließ ich schließlich das „Minimal“ weg. Ich schreibe Literatur, ich bin Literat. Zwar nicht in einem Moleskine, auf einer Schreibmaschine, für einen Verlag. Sondern einfach nur im Netz. Einer von einer Unzahl an Menschen, die sich plötzlich Autor nennen und ein Buch schreiben wollen und denken, die ganze Welt stehe einem offen. Was, wenn all das nur auf einem Wunschdenken aufbaut?

Eine Anfrage über das Kontaktformular meines alten Blogs im April diesen Jahres brachte schließlich etwas Überraschung: Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hätte Interesse daran, meinen Blog zu archivieren. Damals, in der ersten Anfrage, ging es noch um meinen alten Blog, welchen ich seit 2005 nutzte, um literarische Texte unter die Menschen zu bringen. Das Problem: Eigentlich hatte ich den Plan, die alte Adresse und die sieben Jahre Blogs zwar für mich persönlich zu speichern, aber der Öffentlichkeit nunmehr vorzuenthalten. Weil ich die vielen persönlichen, nicht-literarischen Texte irgendwie nicht mehr im Netz sehen wollte. Warum auch immer. Da kam ich in eine Zwickmühle: Wuhu! Ich könnte Teil eines Literaturarchivs werden! Und: Hmpf! Leider mit dem völlig falschen Projekt. Herr Walter aus Marbach war da aber sehr kooperativ.

dlamarbach

Deshalb findet man unter meiner alten Adresse keinen Blog mehr. Und die heutige Neon|Wilderness wird Teil des Literaturarchivs Marbach. Und weil damals ja nicht alles schlecht war, habe ich es mir nicht nehmen lassen, meine literarischen Texte (die leider nicht alle unter der Kategorie „Literarisches“ zu finden waren und ich somit über 2.000 Texte mehrfach durchsuchen musste) in ein Archiv zu stecken. Und so gibt es einerseits den Neuanfang Neon|Wilderness und einen Rückblick namens Grey|Wilderness. Diese beiden Seiten wurden/werden/sollen nun vom Deutschen Literaturarchiv Marbach langzeitarchiviert. Und das alles nur für „Literatur im Netz„:

Die Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs Marbach sammelt, erschließt und archiviert die neuere deutschsprachige Literatur. Seit 2008 nimmt das DLA diesen Sammelauftrag auch für Netzpublikationen wahr und archiviert ausgewählte Online-Publikationen auf der Plattform Literatur-im-Netz, um sie für die wissenschaftliche Forschung langfristig zur Verfügung zu stellen.

Gerade in einer Zeit, in der – aufgrund zahlreicher anderer Verpflichtungen – meine heißgeliebte Literatur viel zu kurz gekommen ist, ist all das natürlich beinahe so etwas wie ein Ritterschlag. Ein: Ja, Dominik, das was du hier machst (und endlich wieder viel öfter machen solltest) ist Literatur. Eigentlich wollte ich ja warten, bis all meine Inhalte im Archiv angekommen sind. Doch heute musste es irgendwie raus. Weil es mich freut, mich stolz macht und mich anspornt. Und wenn ich dann schließlich komplett archiviert bin, sag ich es euch natürlich gleich! Und eines kann ich auch gleich versprechen: Irgendwann schaffe ich es auch mit einem Buch ins Archiv. Und stehe dann wirklich zwischen Kafka und Mann. (Zumindest in einem sehr unsortierten Buchhandel.)

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