Ich habe mir so lange Zeit gelassen, eine Therapie zu beginnen. Dafür habe ich schon zehntausend Monologseiten in meinem Kopf zurecht gelegt, ich weiß schon jede Antwort auf alle Fragen, und ich weiß auch schon, an welchen Stellen ich weinen werde. Was ist aber nie weiß, wie sehr es mir dann weh tun wird, wenn ich zur passenden Seite blättere und meine Stimme zittrig wird und wann sie versagt.
Ich habe jetzt wieder mit einer Therapie begonnen. Ich wollte nicht warten, bis es der letzte Ausweg ist, sondern es jetzt machen. Wo ich über Hilfe beim Denken froh bin, wo mir Hilfe beim Einsortieren und Ausmisten, beim Ordnen und Schreddern gut tut.
Warum all das noch keine Kassenleistung ist, versteh ich nicht. Ich bin überzeugt, dass es jede*r brauchen könnte und ich weiß, dass es sich zu viele nicht leisten können.
Bei mir war aber ich selbst der größte Stolperstein. Jahrelang hatte ich Angst davor, meinen kleinen und großen Traumatas gegenüber zu treten. Aber manchmal muss man auch ein bisschen mutig sein; oder einfach etwas wagen, auch wenn diese Scheißangst immer noch da ist.
Es tut gut, darüber zu reden, zu reden, nach den richtigen Worten zu suchen. Nach und nach habe ich auch die Monologseiten, die vorbereiteten, archiviert und erzähle neue Geschichten. Damit es sich echter anfühlt, damit ich mir wieder näher werde. Es fühlt sich gut an.