Tagelang schon verhakst du dich in meinem Kopf.
Stundenlang schon kämpfe ich gegen deine Stille an.
Minutenlang schon kaue ich auf deinem Sehnen.
Sekundenlang schon sehne ich mich nach einem weiteren Stück von dir, nach deiner zarten weichen Haut.
Und nach deinem Fleisch, nach dem ich mich so sehr verzehre.
„Man sollte sich nie hungrig verlieben“, hast du einmal gesagt und ich habe gelacht, weil ich immer hungrig sein werde. Seit ich dich kenne bin ich hungrig geblieben, weil du mich niemals satt machen kannst, so sehr wir uns auch bemühen. Es ist nicht nur Appetit, das weißt du; nein, es ist Hunger. Ich hungere, wenn du nicht da bist, ich krümme mich zusammen, krümme nur so vor mich hin, bis du schließlich wieder vor meiner Tür stehst und das Festmahl beginnt.
Ich kann nicht mehr von dir lassen, kann dich nicht loslassen, ich halte dich ganz fest, während ich dir ein Stück aus der rechten Seite deiner Taille herausbeiße. Es kitzelt.
Wie süßlich du dort schmeckst, weißt du das?
Hast du dir jemals ein Stück mit deinem Fingernagel aus dir herausgepuhlt und gekostet?
Ein kleines rosa Stück, direkt aus deiner Taille?
Du würdest den Geschmack komisch finden, glaube ich, aber vielleicht bist du ja auch niemals so hungrig. Vielleicht bin das nur ich und vielleicht bin ja ich es auch, der damit nicht nur dein, sondern unser Ende besiegelt. Ich werde nicht aufhören können, an dir zu nagen, werde dich weiter in mich hineinträufeln lassen, bis ich dich mit Haut und Haaren, mit Fleisch und Knochen, mit allem was dich ausmacht, in mich aufgenommen habe, dich in mir neu erschaffen habe, bis ich unser Wir endlich kreiert habe.
Minutenlang schon beiße ich auf deiner Sehne herum.
Dein Kopf liegt in meinem Schoß,
ich rieche an deinen Haaren und streiche hindurch.
„Warum lässt du es zu?“, frage ich dich und versuche nicht allzu laut zu kauen, auf dir und an dir und du siehst mich mit diesem Blick an, der doch eh schon alles sagt. Dass du es ja doch nicht verhindern kannst, dass das der ganz normale Ablauf ist, dass ich nicht der erste sei. Dass schon andere Menschen sich gegenseitig aufgegessen haben, um nie wieder voneinander getrennt werden zu können. Einer von beiden würde immer damit beginnen, vielleicht zuerst mit den Fingernägeln, aber irgendwann stößt man auch mit den Zähnen hinein, stößt zu, bis man den Geschmack von Fleisch erkennt. Und von Blut.
Du hast dich nie darum bemüht, ein Teil von mir herauszureißen. Du seist nicht hungrig, hast du einmal gesagt, hast es nur gemurmelt und ich habe mir nichts dabei gedacht. Aber das ist schon viel zu lange her und bis heute hast du kein Hungergefühl gezeigt. Fast im Wahn stopfe ich mir immer größere Teile von dir in meinem Mund, stopfe dich in mich hinein, in der Hoffnung, die Gewissheit noch ablenken zu können, in der Hoffnung, dich zu bremsen, mir den Appetit zu rauben.
Es dauert schließlich nicht lange und du wirst weiterziehen. Wirst einfach weiterzuziehen und so tun, als würde dir da nicht ein Stück an der Taille fehlen, als würde da nicht einfach etwas viel zu Großes fehlen; du würdest einfach weiterziehen, während ich nicht mehr kann. Während ich bewegungslos daran denke, wie du warst und du geduftet hast.
Sekunden später wird sich schon dein Geruch verflüchtigt haben.
Minuten später noch werde ich kleine Stückchen aus den Zahnzwischenräumen fischen.
Stunden später werde ich beginnen,, den nunmehr fahlen Geschmack von dir von meiner Zunge zu kratzen.
Und all die Tage danach wird es mir nicht mehr gelingen, meine Sehnsüchte zu stillen.