Wir wissen es ja beide.

Lass uns Freunde bleiben, sagst du.
Ich schaue dich an und sage nichts.
Wir wissen es ja beide.
Wie sollen wir etwas bleiben, was wir wahrscheinlich sowieso nie waren.

Weil wir uns ja auch kaum kannten, als du mit mir zu schmusen begonnen hast. Und ich wohl nicht viel mehr als deinen Vornamen und dein Sternzeichen wusste, als ich zum ersten Mal an deinem BH gescheitert bin.

Ich habe mich auf der Stelle verliebt, als ich dich am Hals geküsst habe. Zwar nur in dein Parfum, aber immerhin. Nicht jeder kann den Duft von Erdbeeren mit Anmut tragen, aber du hast es von Anfang an für mich getan. Ich weiß nicht, ab wann es für dich schließlich Liebe war, oder ob es denn jemals, aber immerhin. Du bist geblieben. Wir sind miteinander losgezogen, sind aneinander geklebt und haben unsere Betten und Nächte und Biere geteilt. Aber wir haben uns nie mit uns angefreundet.

Wir waren bewusste Begegnungen an Bushaltestellen, waren der Abschiedskuss am Morgen und eine Blickkomposition durch die ganze Bar hindurch, aber jetzt, jetzt sagst du mir, wir sollen Freunde bleiben, wenn schon das mit der Liebe nicht hinhauen will. Damit wir nicht aus unseren Leben verschwinden, willst du mir erklären, aber das werden wir, meine Liebe. Was hält uns denn noch aneinander außer meiner schwindenden Erinnerung an deinen nackten Körper mit deinen weichen Brüsten und deine Finger, die kreisförmig durch meine Brusthaare streichen.

Die Zahnbürste brauchst du dir nicht mehr holen. Ich habe sie schon vor ein paar Tagen weggeworfen, fast so, als hätte ich damit gerechnet, dass wir nur Freunde bleiben sollen, keine Liebe mehr, und ich für Freunde bleiben ganz einfach zu wenig Platz in meinem Zahnputzbecher habe.

Ansonsten hast du hier nichts zurückgelassen, außer einem bleibenden Eindruck in meinem Polster. Aber man muss ihn nur aufschütteln, ein paar Tage und Wochen lang und schon kann sich ein neuer Mensch in ihn hineindrücken, eine kleine Kuhle ausformen, kann diesen Platz besetzen, den du für unsere gemeinsame Zeit lang belegt hast.

In meinem Polster ist kein Platz für dich als Freund.
In meinem Polster ist kein Platz mehr für dich.
Ich habe meinen Polster weggeworfen.

Weil du es warst, die begonnen hat, mit mir zu schmusen.
Und du es warst, die mich mit Erdbeerduft an deinen Hals eingeladen hat.
Du warst es, die mir den Kopf verdreht hat.

Und du, die es sich herausgenommen hat, alles einfach so hinzuwerfen.
Und dann glaubst du auch noch wirklich, wir könnten Freunde bleiben.

Dabei hast du doch dieses komische Lachen, das mich früher vollkommen verrückt gemacht hat und jetzt nur mehr wahnsinnig. Und diesen trockenen Humor, der in Wahrheit immer nur darauf abzielt, wehzutun. Du bist auch einer dieser Menschen, die Kopi-e sagen und La-bor. Mir stellt es dabei jedes Mal die Haare auf. Es gibt so viel, bei dem ich erst jetzt bemerke, wie nervig du eigentlich warst.

Aber am meisten hasse ich, dass du wahrscheinlich schon morgen wieder jemanden kennenlernen wirst. Weil für dich Liebe dieses unfixe Etwas ist, teilbar durch Null, teilbar für alle und dann wird jemand anderer deine weichen Brüste berühren, wenn er sich durch deinen BH gekämpft hat und ich werde noch darüber nachdenken, ob ich nicht doch ein Freund bleiben möchte, einer von vielen oder einer von keinen.

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