bluehirsch • Rundum-Wortheldin

Wer bist du und wenn ja, warum?“

Mein Name ist Clara, ich bin 21 Jahre alt und wohne zur Zeit in Wien – komme aber ursprünglich aus dem Großraum Linz, mit dem mich noch immer viel verbindet. So bin ich Teil des Künstlerkollektivs Backlab, organisiere eine Sendung auf DorfTV (freies Fernsehen in Linz) und hin und wieder schreibe ich für subtext.at.

Warum ich so geworden bin, wie ich nun einmal bin weiß ich nicht mehr, ich glaube es war über Nacht…

Ich versuche mir eigentlich nur meinen eigenen Weg in der Welt zu bahnen… und das klappt bis jetzt eigentlich ganz gut.

Und wie viel davon steckt in deinen Texten?

Eine gute Frage. Vermutlich mehr, als ich gewillt bin einzugestehen. Aber die Art und Weise wie ich meine Umgebung wahrnehme, und Gedankengänge vollziehe, das wird wohl auf jeden Fall in Texten von mir stecken.

Ich schreibe auch hin und wieder über Dinge, die ganz konkret in meinem Leben passiert sind. Wenn ich solche Texte veröffentliche, dann sind diese meist sehr sensibel überarbeitet, und es findet sich oft nur noch ein Grundgefühl in ihnen. Und dieses kennen wohl viele Menschen.

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Seit wann und warum schreibst du eigentlich?

Ich würde ja jetzt gerne sagen, dass ich schon mein ganzes Leben lang schreibe, und in gewisser Weise stimmt das vielleicht sogar. Als Kind habe ich mir meine Geschichten auch selbst ausgedacht, aber sie nicht niedergeschrieben, sondern gespielt.

Ich habe es vor allem geliebt mich in Geschichten, die ich gerade in Büchern gelesen habe, hineinzuversetzen, selbst Teil davon zu werden und sie immer ein bisschen umzugestaltet. Das klingt im Nachhinein und für andere vielleicht seltsam, aber so war das damals nunmal.

Seitdem ich nicht mehr in der Schule bin, bzw. kurz davor habe ich dann auch begonnen Texte, die ich geschrieben habe zu veröffentlichen. Ein wichtiger Teil spielte damals Twitter, denn nach tausenden von Tweets, die meinen Leser_innen anscheinend gefielen hatte ich genug Mut um auch anderes zu veröffentlichen.

Dieser Prozess des Mutfindens findet noch immer statt, und ich sammle mit jedem veröffentlichten Text mehr davon.

Was macht dich sprachlos?

Ich glaube dass mich sehr viele Dinge zwar nicht sprachlos machen, aber ich mir schwer tue meine Gedanken und Gefühle in Situationen ausdrücken zu können. Ich überlege da oft welche Wörter am geeignetsten wären, und brauche lange um in solchen Situationen ganze Sätze zu bilden.

Wirklich sprachlos machen mich schwere und traurige Augenblicke sowie Momente, die übervoll sind mit Schönheit und Glück. Ich glaube ein Zitat von Viktor Frankl trifft das ganz gut…

„Wo jedes Wort zuviel ist, ist jedes Wort zu wenig.“

Wo befindet sich dein kreativster Ort?

Ich glaube so etwas habe ich nicht. Bei mir entstehen Texte auch meist auf sehr unterschiedliche Art. Manchmal führe ich gezielt Situationen des Schreibens ein, oft sehe ich Dinge, oder hab Gedanken, die spontan Texte in meinem Kopf entstehen lassen. Und dann begegne ich Momenten, die es vielleicht Tage, Wochen oder sogar Jahre später zu Papier finden.

Insofern ist mein kreativster Ort derjenige an dem ich mich befinde… Ich habe schon Gedichte geschrieben, da habe ich eine Nacht lang durchgetanzt, und konnte keinen Schlaf finden danach. Und zu sehen wie die Welt langsam aufwacht ist etwas, das dir viel vermittelt, das man in Texte einbetten kann.

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Wer oder was inspiriert dich?

Ganz klar meine Umgebung und meine Mitmenschen. Die Dinge, die ich sehe. Da war zum Beispiel mal eine Frau, die auf der Straßenbahnstation saß, und Harfe spielte. Oder aber auch Gespräche, die ich mit anderen Menschen geführt habe. Das sammelt sich alles in meinem Kopf, und bleibt dort. Bis es irgendwann raus will und zu einem Text wird.

Eine meiner Lieblingslyrikerinnen ist Hilde Domin. Ich bewundere etliche ihrer Gedichte, und manchmal verstecke ich Passagen in Texten von mir, mit denen ich ihr eine Hommage geben möchte. – Ich kann jedem empfehlen Gedichte von ihr zu lesen.

Wie viele Entwürfe verstecken sich in deinem Blog?

Keine. Entwürfe verstecken sich entweder auf den zahllosen Zetteln, auf denen ich meist Gedankenfetzen schreibe, oder geordneter in meinen Notizbüchern. Auf meinem Laptop befinden sich einige fertige und halbfertige Texte, die ich nur mit wenigen Menschen bis
dato geteilt habe, da sie zu persönlich sind.

Bist du kreativer, wenn du glücklich oder wenn du traurig bist?

Ich habe ziemlich lang über diese Frage nachgedacht. Ich denke, dass ich mich öfter dem Schreiben widme, wenn ich in einer melancholischeren Stimmung bin (die für mich traurig und glücklich sein kann.) Grundsätzlich muss es etwas geben, dass ich schreiben möchte.

In meiner Kreativität bin ich ja nicht nur gewillt mich der Sorte Text zu widmen. Ich nähe, sticke und bastle ziemlich viel. Ich hab auch schon zwei urban games designt, und bei manch anderem geholfen. Ich lebe meine Kreativität auch manchmal in Geschenken aus, die ich anderen machen möchte.

Kreativität ist also ein breites Spektrum, und jeder Mensch hat sie, denn zum Beispiel ist auch ein Essen ohne Rezept zu kochen höchst kreativ.

Was ist dein ganz persönlicher, selbst geschriebener Herzenstext?

Da gibt es ein paar, sie werden dann oft schnell zum Herzenstext, wenn ich mich durch das erneute Lesen an den Tag (die Begebenheit) erinnere, als die Texte entstanden sind…

Hier meine top Drei, falls es so etwas gibt – oder geben sollte…

  • Blasse Aussichten – Weil ich nach einer Partynacht, in der mir ein Freund ein Polaroid von ihm gezeigt hat draußen in der Wiese saß, Sigur Rós hörte, und dieses Gedicht schrieb. Und mir alle Zeit der Welt für mich alleine nahm.
  • Nachtufer – Weil ich ein halbes Jahr lang einmal in der Woche frühmorgens mit dem Postbus ins Land hinaus fahren musste, und die Bäume am Wegrand dieses Gedicht geschrieben haben.
  • Gestrandete Heringe – Weil es dadurch entstand, dass wir uns in der Arbeit unlustige Witze erzählten. Ich arbeitete ein Jahr in einer Werkstätte für Beeinträchtigte. Und ich liebte die Arbeit… und dieses Gedicht lässt mich so manches wiederentdecken. Außerdem war es ein guter Witz.

Welche drei literarischen Blogger möchtest du empfehlen?

Uff, eine schwierige Frage, haben doch die vor mir befragten schon etliche Literaturblogs die ich kenne und liebe genannt… Vor allem mag ich all die Schreiber_innen vor mir!

Und da ich deshalb nicht auf drei Blogger_innen komme, möchte ich bloß einen empfehlen. Für alle, denen das nicht genügt, denen empfehle den Leuten denen ich auf Twitter folge dies ebenfalls zu tun.

Joël Adami – ein Freund von mir, der einen Blog mit viel Tradition (in seinem Archiv kannman bis 2001 zurückgehen) pflegt. Von ihm kenn ich leider noch viel zu wenig, aber ich mag das, was ich kenne und gelesen habe…

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Was schreibst du lieber: Gedichte oder Texte?

Das ist eine Frage, die ich so glaube ich nicht beantworten kann, da beide Genres verschiedene Funktionen erfüllen, beziehungsweise unterschiedlich genutzt werden können. Je nachdem, was ich erreichen möchte wird die eine oder die andere Textsorte gewinnen.

Vielleicht fällt jedoch auf, dass ich vor allem Gedichte veröffentliche und wahrscheinlich auch häufiger schreibe, da sie ganz einfach meist ein Gefühl versinnbildlichen – insofern sind es die Texte, die eher aus meinem Inneren entspringen, und hinaus wollen…

Arbeitest du an etwas Größerem, möchtest du irgendwann einmal ein Buchschreiben? Ein Gedichtband, einen Roman, ein Theaterstück?

Gerade arbeitete ich an keinem größeren Projekt. Aber natürlich, wäre es das unvorstellbar tollste ein eigenes Buch in den Händen zu halten. Da wär‘ mein Kinderbuch, das ich unbedingt schreiben möchte. Meine Gedichte gemeinsam in einem Band wäre auch ein wunderschönes Gefühl. Und ob ich jemals einen Roman meistern werde, da lasse ich mich überraschen.

Also irgendwas wird es hoffentlich einmal geben!

bluehirsch.at scheint ein Rundumpaket zu bieten: mit Gedichten, Texten, persönlichen Beiträgen, Rezepten oder so viel mehr. Was fehlt jedoch noch auf deiner Website? Welche Kategorie sollte unbedingt eingeführt werden?“

Mein Blog hat eine längere Entstehungsgeschichte, und ich wusste von Anfang nicht genau, mit was ich ihn füllen möchte. Deshalb finden sich vermutlich auch viele verschiedene Dinge darin wieder. Ich schreibe ja auch nicht nur, und das spiegelt glaube ich auch mein Blog wieder.

Welche Kategorie nun unbedingt eingeführt werden sollte? Ich denke so etwas wie „Verspieltes“, indem ich zum einen meine verspielte Art ausleben könnte. Und über all die tollen Kinderspiele, Videos, Filme, Bücher und so weiter schreiben und erzählen könnte.

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