13 Reasons Why • Jay Asher

Hannah Baker ist jung, hübsch – und nicht mehr am Leben. Nach ihrem Selbstmord fragen sich alle nach den Gründen. Doch nur wenige erhalten darauf eine Antwort – in Form von sieben besprochenen Kassetten.

Clay Jensen findet einen zugeklebten Karton vor seiner Tür. Es ist Hannahs Erbe. Das, was sie für die Nachwelt zurückgelassen hat. 13 Kassettenseiten voll mit ihrer Stimme, mit ihrer Geschichte und der Wahrheit. Clay hört sie sich an, folgt den Punkten auf der beigelegten Landkarte. Kann manchmal kaum noch atmen, kann nicht verstehen und hätte ihr so sehr helfen wollen, bevor alles zu spät war. Und doch fragt er sich, warum gerade auch er eine Kassettenseite erhalten hat. Was hat er nur getan, außer sich in sie zu verlieben und zu feig zu sein, es ihr zu sagen.

„If you hear a song that makes you cry and you don’t want to cry anymore, you don’t listen to that song anymore. But you can’t get away from yourself. You can’t decide not to see yourself anymore. You can’t decide to turn off the noise in your head.“

Hannah erzählt von ihrem ersten romantischen Kuss und von Justin Foley, der aus ihrer Zweisamkeit eine angeberische Geschichte und aus ihr in den Köpfen der Mitschüler eine Schlampe machte. Oder von Alex, eigentlich lange Zeit einer ihrer wenigen Freunde, der, um seine Exfreundin eifersüchtig zu machen, eine Liste über den heißesten Po der High School machte. Oder Tyler, den Spanner, oder Courtney, die ebenfalls Gerüchte verbreitete. In all ihren Geschichten kommt Hannah schlecht weg, alles baut sich immer weiter auf, ein schmerzhaftes Gebilde, das mehr und mehr einzustürzen drohte.

Bis es schließlich wirklich passierte.


Jay Asher

geboren 1975 in Arcadia, Kalifornien

Weitere Werke:

  • The Future of Us (2011)
  • What Light (2016)

Bildquelle: (c) Sarah Torretta Klock


Der Grund, warum gerade wieder die ganze Welt über das Buch spricht, ist die Netflix-Serie. Netflix hat es tatsächlich geschafft, aus einem nicht unumstrittenen Buch eine noch umstrittenere dreizehnteilige Miniserie zu machen. Denn Suizid, und vor allem Suizid von jungen Menschen ist seit Goethes Werther ja ein Tabuthema. Selbst Medien schreiben bis heute bei Meldungen selten dazu, dass es ein Selbstmord war, und vor allem nicht, wie dieser Selbstmord stattgefunden hat. Davon kann man halten, was man will – ich persönlich zweifle den Werther-Effekt in der heutigen Zeit etwas an.

Aber zurück zum Thema: Der US-amerikanische Autor beschreibt eine High School, in der alles so ist wie immer. Angeber, Draufgänger, eifersüchtige Pubertierender, Hilflose und Kaputte. Und Hannah, die viel zu viel davon abbekommt. Die nicht offensichtlich gemobbt wird, aber über die ständig hinterrücks geflüstert wird. Die einen Ruf mit sich herumträgt, der in keiner Weise der Wahrheit entspricht. Und je mehr alles um sie herum anwächst, desto mehr sieht sie keinen Sinn mehr. Und genau das ist das Problem: Es ist kein Buch, in dem sich Hannah an die Eltern wendet, an einen Psychiater. Hier wird keine (richtig) professionelle Hilfe aufgesucht. Hier wird allein gelitten, hier wird allein geweint und hier wird allein gestorben.

2017 wurde das Buch in einem Schulbezirk in Colorado (zehn Jahre nach Erscheinen) verboten, nur um das Verbot kurze Zeit später wieder zurückzuziehen. Und die Serie beschäftigt auch jetzt noch unzählige Diskussionsforen. Aber vielleicht ist diese Geschichte nicht nur eine Vorlage für Selbstmord, sondern ein Erkennen der Umstände. Liest man ein solches Stück in der Schule oder bespricht man die Serie im Unterricht – kann man etwas Kontext dazu geben. Kann aufzeigen, wie schlimm oftmals rasch Dahingesagtes wirken kann, aber auch, welche anderen Wege es gibt außer Suizid.

Aber zurück zum Buch: Ich hab das Buch begonnen, als die Serie auf Netflix veröffentlicht wurde – stets das Buch vor der Verfilmung! – und habe lange gebraucht. Das Buch beschreibt schon eindringlich, wie hart Hannahs Leben war, aber es hat mich nicht in der Form mitgerissen, wie ich es nach dem Trailer der Serie gedacht hatte. Die ständigen Wechseln zwischen Hannahs Kassettenstimme und Clays Gedanken sind zum Teil etwas verwirrend und überhaupt scheint so vieles außen vorgelassen. Wie z.B. Hannahs Eltern, die von den Kassetten nie etwas erfahren werden. Und den Reaktionen jener, die ebenfalls die Box erhalten haben. Hier hat aber offenbar die Serie besser gearbeitet – die Kassetten sind zwar ein Teil der Geschichte, aber nicht der deutlich Überwiegende, wie es scheint. (Ich bin jetzt selber erst bei Folge 3)

 


In den Medien (zur TV-Serie):

In Blogs besprochen:


„He looks out into the empty street, allowing me to sit in this car and just miss her. To miss her each time I pull in a breath of air. To miss her with a heart that feels so cold by itself, but warm when thoughts of her flow through me.“

13 Reasons Why will aufrütteln. Und das gelingt dem Autor auch. Manche (harmlosere) Geschichten, die Hannah auf ihren Kassetten erzählt, kennt man auch von der eigenen Schulzeit. Es ist ein interessante Herangehensweise an ein sehr schweres Thema. Und vielleicht bin ich auch nicht in der Position, über die Wirkung auf Menschen mit psychischen Problemen und bereits vorhandenen Suizidgedanken hat. Auf jeden Fall sollte das Thema in der Schule und auch von den Eltern in einer modernen Form angesprochen werden – dafür bieten das Buch und die Serie eine gelungene Vorlage dazu. Rein vom Erzählstil her hat mich das Buch aber nicht in der Form überrascht, wie ich es mir gedacht habe.


13 Reasons Why

(deutscher Titel: Tote Mädchen lügen nicht)

Jay Asher

Penguin LCC US / cbt

Preis (englisches TB): 7,99 Euro in AT und DE, 14,90 sFr in der CH
Preis (deutsches TB): 10,30 Euro in AT, 9,99 Euro in DE, 15,90 sFr in der CH
Preis (englisches eBook): 4,99 Euro in AT und DE, 5,50 sFr in der CH
Preis (deutsches eBook): 8,99 Euro in AT und DE, 10,90 sFr in der CH

336 Seiten (englisch)
282 Seiten (deutsch)
ISBN (englisch): 978-0-451-47829-0
ISBN (deutsch): 978-3-570-31195-0

Leseprobe auf der Website von Random House


Falls du diesen Beitrag gefunden hast, weil du selber Gedanken über Suizid hat? Falls du darüber reden möchtest, hier ein paar Nummern. Dort hört jemand zu. Versprochen.

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  • Rat und Hilfe im Krisenfall bietet die Psychiatrische Soforthilfe. Unter dieser Nummer erhalten Sie qualifizierte und rasche Hilfestellung rund um die Uhr: 01/313 30 (täglich 0-24 Uhr)
  • Kriseninterventionszentrum 01/406 95 95 (Mo-Fr 10-17 Uhr)
  • Rat und Hilfe bei Suizidgefahr 0810/977 155
  • Sozialpsychiatrischer Notdienst 01/310 87 79 oder 01/310 87 80
  • Österreichweite Telefonseelsorge (rund um die Uhr, kostenlos) 142

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