Dunkelheit.

„Ich habe Angst vor der Dunkelheit. Und ich weiß, dass das blöd ist, denn sie tut mir ja nichts, die Dunkelheit. Sie ist ja einfach nur. So als hätte ich Angst vor der Sonne, vor Wind, vor dem Licht. Und trotzdem fürchte ich mich, wenn um mich herum alles in Tausende Grauschattierungen oder gar dunkelstes Schwarz gehüllt ist. Vielleicht, weil mir dann der Weitblick fehlt. Weil nicht alles gleich erkenntlich ist und vieles noch im Dunklen liegt. Und ich bin jetzt sechsundzwanzig Jahre alt, nicht mehr Kind, schon viel mehr ein Mann und doch bekomme ich eine Gänsehaut, fange ohne Grund ganz leicht zu zittern an, werde hektisch. Und dann ärgere ich mich, dass es noch immer so ist. Dass ich mich immer noch fühle wie damals mit elf, als wir einmal auf über die Dauer von zwei Tage auf einem Berg waren und in der einen Nacht einen Spaziergang hinein in den tiefen Wald machten und dann alle auf einmal unsere Taschenlampen ausschalten sollten. Ich habe der Aufforderung Folge geleistet, war aufgeregt, und dann wurde es nicht nur um mich herum schwarz sondern auch in mir und die Angst flackerte auf, mir wurde schwindelig und ich war heilfroh, wie diese furchtbare Minute vorbei war, und alle lachend in die Helligkeit zurückkehrten und ich mich erst wieder etwas sammeln musste. Fünfzehn Jahre sind seither vergangen und immer noch meide ich die Nacht. Doch sie kommt. Sie ist unaufhaltbar, sie findet ihren Weg, sie findet mich, sie hüllt mich ein. Nacht für Nacht. Und dann ist da manchmal der Mond, der freudig vom Himmel leuchtet und die Nacht nicht so stark werden lässt. Der sie schwächt, ihr die Macht nimmt, sie in einen Hinterhalt gelockt hat, um sie nun heimlich zu beleuchten. Dann, und nur dann ist die Dunkelheit erträglich.“

Bildquelle: Mhy / Pixabay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert